Do., 13. Juli 2023, 10. Reisetag / 1145 Tageskilometer / von Kroatien, Insel Krk, Krk Premium Camping Resort ***** nach Soest
Heute beginnt für uns das größte "Abenteuer" des Urlaubs: die Rückreise.
Zweifach gehandicapt treten wir nun die Heimfahrt an: Der Motor will eine Überprüfung und droht still zu stehen, ebenso wie meine Schulter.
Die letzte Nacht war vor Schmerzen kaum auszuhalten. Eigentlich habe ich kaum gelegen, sondern nur gesessen. Die Schmerztabletten sind bis auf zwei aufgebraucht und die werde ich heute noch nehmen.
Herr Fernschreiber holt reichlich Reiseproviant vom campingplatzeigenen Bäcker und um kurz vor halb neun Uhr drehen wir den Zündschlüssel um, gespannt, ob der Wagen überhaupt anspringt. Nur einmal während des Urlaubs startete Herr Fernschreiber auf dem Stellplatz die Zündung, um zu versuchen, die Warnanzeigen manuell zurückzusetzen. Das ging aber nicht.
Womo springt an! Alle Anzeigen leuchten auf...
Immerhin: Der Motor springt sofort an. Das ist doch schon mal was! Allerdings wird der Start nach wie vor begleitet vom nervtötenden Piepen, dem sofortigen Aufleuchten der Motorkontrollleuchte und den Hinweisen als Laufband im Armaturenbrett, das AdBlue-System und den Motor überprüfen zu lassen, mit Ausrufezeichen! ("Motor kontrollieren lassen!", "System AdBlue").
Bei der anschließenden Entsorgung des Grauwassers auf der campingplatzeigenen Anlage stellen wir den Motor nochmal aus, ebenso beim Tanken (für 1,80 €/l) ein paar Minuten später, da ist es ja sowieso vorgeschrieben. An der Tankstelle kaufen wir zur Sicherheit auch noch einen 5l-Kanister AdBlue, wohlwissend, dass ein niedriger Füllstand dieses aggressiven Zeugs eigentlich nicht die Ursache sein kann. Trotzdem wollen wir alle Eventualitäten ausschöpfen.
Nach dem Tanken erlöschen alle Anzeigen
Herr Fernschreiber fährt ein paar Meter von der Zapfsäule weg, um diese für nachfolgende Tankwillige nicht zu blockieren, möchte dann AdBlue nachfüllen und was stellen wir fest? Alle Anzeigen, sowohl optisch als auch akustisch, sind verschwunden!! Whaaaat??? Wie das? Wir haben "nur" getankt, mehr nicht!
Erstmal freuen wir uns darüber und wir fahren bei 30° Celsius frohgemut weiter - zumindest diesbezüglich ein Lichtblick, wenn auch nicht mit der Schulter. Immer weiter. Nach einer halben Stunde verlassen wir Krk und passieren die Brücke. Nun geht es erneut Richtung Rijeka. Genau dieselbe Strecke zurück, die wir auf dem Hinweg gekommen sind. Ist ja fast auch logisch.
Unauffällig durch Slowenien
Um Viertel vor zehn erreichen wir die Grenze zu Slowenien und wie auf der Hinfahrt auch ist es hier bedeckt und nur noch 24° Celsius warm, was wir als sehr angenehm empfinden. Die kurvige Landstraße in Slowenien liegt auch bald hinter uns und es geht wieder auf die Autobahn Richtung Ljubljana.
Zwei Stunden brauchen wir wieder durch Slowenien, dann erreichen wir um Viertel vor zwölf Uhr den Karawankentunnel, einröhrig, mit Gegenverkehr im knapp acht Kilometer langen Tunnel, die Grenze zu Österreich. Hoffentlich kommen wir da gut durch! Wir sind schon fast durch, nur noch circa ein Kilometer trennt uns vom "Licht am Ende des Tunnels", da piepst es wieder durchdringend: "Motor kontrollieren lassen!", "System Ad Blue"... Sch... 💩 Weiter, nur raus aus dem Tunnel! Jetzt sind wir um kurz vor zwölf Uhr auch wieder in Österreich, immerhin könnten wir uns bei einem Werkstattaufenthalt nun auf deutsch verständigen.
Immer weiter!
Wie auf der Hinfahrt auch entscheiden wir uns zur Weiterfahrt. So lange nicht die "alles entscheidende" Anzeige aufploppt, mit der uns die Restkilometer angezeigt werden bis zum endgültigen Stillstand (elektronisch geregelt) oder gar die Anzeige, die es wohl auch gibt: "Jetzt Fahrzeug sicher abstellen!" aufleuchtet, wollen wir immer weiter gen Norden, gen Heimat. Der Motor läuft auch nach wie vor sehr ruhig, hat keine Nebengeräusche, kein Stottern, nichts.
Um Viertel vor eins erreichen wir den Katschbergtunnel, auch ziemlich lang, danach den Tauerntunnel, alles wie gehabt. Nur das Wetter wird zunehmend schlechter, nach dem Tauerntunnel sind's nur noch 19° Celsius und Regen, sogar Dauerregen, bis circa 30 km vor Salzburg, und jetzt gibt's nur noch 16° Celsius.
Ziemlich genau um zwei Uhr am Nachmittag erreichen wir die deutsche Grenze. Auch hier werden wir wie überall in diesem Urlaub an den verschiedenen Grenzen einfach nur durchgewunken. Und es regnet auch hier. Bisher haben wir noch keine Pause eingelegt, haben unterwegs während der Fahrt gefrühstückt und Herr Fernschreiber hatte sich heute Morgen noch auf dem Stellplatz einen Kaffee gekocht, der ihn in einem Thermosbecher begleitet.
Um kurz vor halb drei Uhr erste Pause
Irgendwann muss man aber mal eine Pause einlegen und die machen wir an der Raststätte Hochfelln Süd kurz vorm Chiemsee, in der Gegend, in der wir auf der Hinfahrt die
Zwischenübernachtung eingelegt haben. Mit Absicht halten wir auf einem großen Autobahnrastplatz. Falls jetzt der Motor nicht anspringen sollte, kann uns hier recht einfach der ADAC
erreichen.
Wir kochen erneut Kaffee und Herr Fernschreiber füllt nun AdBlue nach. Vielleicht nützt es ja irgendwas. Es passen aber nur circa zwei Liter in den Tank, wie vermutet, liegt hier also nicht "der
Hase im Pfeffer".
Womo fährt, Schulter schmerzt
Eine halbe Stunde später, um ziemlich genau drei Uhr am Nachmittag, geht's weiter, alle Anzeigen im Armaturenbrett leuchten weiter auf und immer noch sitzt Herr Fernschreiber am Steuer, denn mit meiner Schulter ist nicht mehr viel anzufangen. Nur Schmerzen und Unbeweglichkeit. Da die Schmerztabletten nicht mehr viel helfen, lege ich mir jetzt eingewickelte Kühlakkus aus dem Gefrierfach auf die Schulter ohne zu wissen, ob Kälte oder vielleicht Wärme besser helfen könnte. Recherchen im Internet weisen mit meinem Symptomen eventuell auf eine "Frozen Shoulder" oder ein Impingement-Syndrom hin, Ursachen können vielfältig sein oder es kann gar kein konkreter Anlass vorliegen, sondern aus heiterem Himmel auftauchen. Aber "Dr. Google" soll man ja eigentlich nicht zu Rate ziehen...
Arzttermin von unterwegs aus
Herr Fernschreiber fühlt sich nach wie vor fit, er möchte versuchen bis nach Hause durchzufahren und rät, jetzt schon mal telefonisch einen Termin zunächst beim Hausarzt für den nächsten Tag zu vereinbaren. Absagen könne man ihn immer noch, falls wir doch noch liegenbleiben oder ihn die Müdigkeit überkomme und wir doch noch eine Zwischenübernachtung einlegen.
Der Termin steht, morgen um halb elf soll ich vorbeikommen. Hoffentlich geht alles gut. Doch um München herum staut sich der Verkehr jetzt zum Feierabend sehr, wenn das so weitergeht, schaffen wir das doch nicht.
Weiterer Tankstopp in Bamberg
Nördlich von München läuft's dann aber wieder besser und um halb acht abends erreichen wir Bamberg, die Uni-Stadt unserer Tochter. Dieses Mal besuchen wir sie aber nicht, doch die Tankstelle liegt so verkehrsgünstig zwischen zwei Autobahnabfahrten, dass wir sie schon öfter angesteuert haben um zu tanken. Herr Fernschreiber möchte weiterfahren, auch wenn ich allmählich skeptisch werde bezüglich seiner Fitness. Doch er beteuert, er fühle sich noch gut und würde schon rechtzeitig bemerken, wenn es nicht mehr ginge. Unter "normalen" Umständen hätten wir schon längst den Tag beendet nach so viel Fahrerei, doch ich weiß, er macht es vor allem mir zuliebe, damit ich möglichst schnell zum Arzt komme. Guter, lieber Mann!!
Umleitung bei Kassel wegen Großbaustelle
Gegen zehn Uhr am Abend erreichen wir die Gegend um Kassel und müssen hier in der späten Dämmerung wegen der kürzlich eingerichteten Großbaustelle am Kasseler Kreuz schon bei Guxhagen einen Umweg über eine Landstraße nehmen, um von da aus auf die A 49 zu kommen und dann wiederum auf die A 44, unserer "Heimat-Autobahn". Diese Großbaustelle wird uns übrigens laut Zeitungsberichten jetzt circa zwei Jahre diese Umwege bescheren, wenn wir unsere Tochter in Bamberg besuchen wollen. Na ja, es gibt Schlimmeres...
Wir schaffen es!
Auf der A 44 läuft der Verkehr ohne Probleme und es ist absehbar, dass wir doch noch heute zu Hause ankommen werden. Und so ist es auch: Um Punkt 23.05 Uhr stehen wir wieder vor der heimischen Haustür!! Nach 1145 Kilometern heute! Alle alleine von Herrn Fernschreiber bewältigt, nach knapp vierzehn Stunden Fahrt und nur ganz wenigen Stopps. Und das Womo hat durchgehalten!! Was sind wir froh und erleichtert, auch und vor allem ich, trotz der blöden Schulter.
Fazit: Ziemlich genau 1500 km sind wir nach der ersten Warnmeldung des Fahrzeugs mit Motorkontrollleuchte und AdBlue-System noch gefahren, ohne dass andere, noch dringlichere Warnungen gemeldet wurden, wie man in verschiedenen Foren zu diesem Thema lesen konnte. Irgendwann hätte die Wegfahrsperre das Womo quasi elektronisch festgesetzt. Aber das blieb uns zum Glück erspart.
Der nächste Tag wird dann gleich genutzt werden, um Schulter und Womo wieder "in die Spur" zu bringen, zumindest die Vorbereitungen dazu zu treffen.
Dieses Mal war unser (verkürzter) Urlaub zwar auch schön und auf seine Weise erholsam an den Tagen auf dem Campingplatz mit viel Baden, Schwimmen, SUP-Fahren, aber - und das kann man nicht leugnen - auch mit mehr Aufregung, Unsicherheit und Schmerzen verbunden als uns lieb war.
Nachtrag ein paar Tage später:
- Der Hausarzt diagnostiziert tatsächlich eine mögliche "Frozen Shoulder", verschreibt zunächst eine Unmenge an starken Schmerzmitteln und überweist an einen Orthopäden, der mir zur Reduzierung der akuten Schmerzen zunächst eine Cortisonspritze direkt ins Schultergelenk verabreichte. Wenn die Schmerzen dann ein wenig abgeklungen sein sollten und die Schulter wieder etwas beweglicher wird, wird eine Röntgen- sowie MRT-Aufnahme gemacht und über das weitere Vorgehen beraten. Aber so weit ist es noch nicht zum Zeitpunkt des Niederschreibens hier, was mit Hilfe der Cortisonspritze einigermaßen funktioniert. Das Ganze könne sich über Monate, gar Jahre hinziehen. Spezielle Übungen bei der Physiotherapie sollen die Beweglichkeit wieder allmählich gewährleisten. Dann schauen wir mal, wie sich das alles weiter entwickelt.
- Der Peugeothändler, den Herr Fernschreiber gleich am Tag nächsten Tag kontaktiert, bestätigt, dass die Probleme mit dem AdBlue-Tank beim Boxermotor von Peugeot bekannt seien und leider häufiger vorkämen, auch bei jüngeren Fahrzeugen. Ja toll! Können die bei Peugeot keine dichten Tanks mit funktionierender Pumpe und Sensorik bauen?
Wir bringen am folgenden Montag das Womo zum Auslesen des Fehlers in die Werkstatt. Der Werkstattleiter vermutet "zu 70%, dass der Tank getauscht werden muss". Ein Rückruf des Mechatronikers am späteren Nachmittag bestätigt die Vermutung. Der Tank mit der integrierten Pumpe könne bestellt und am nächsten Tag eingebaut werden. Da das Fahrzeug (gebaut 2018, gekauft 2020 als Tageszulassung vom Händler) gerade mal 20 000 Gesamtkilometer "auf dem Tacho" hat, übernimmt Peugeot kulanterweise die Materialkosten - immerhin über 1000 € - und wir "nur" die Einbaukosten von rund 220 €. Darauf lassen wir uns schließlich ein. Trotzdem ist eine Mail an den Kundenservice von Peugeot noch unbeantwortet, in der wir den Fall schilderten und auch um Übernahme der Montagekosten baten. Mal sehen, ob und wie darauf reagiert wird.