Do., 6. Oktober 2022, 2. Reisetag / 0 Tageskilometer mit Womo / Campingplatz Prora
Heute wollen wir erneut nach Binz, dieses mal im Hellen und mit den Rädern. Doch zuvor lassen wir es wieder ruhig angehen und verbringen den Vormittag mit Ausschlafen und einem späten, ausführlichen Frühstück.
Morgens um halb neun ist es 13° Celsius warm, ab und zu Sonnenschein, aber ziemlich windig. Wir beschließen, doch im Womo zu frühstücken, bevor es uns draußen die Brötchen von den Tellern weht. Außerdem ist es noch ziemlich nass, denn ganz früh am Morgen gegen halb sechs hat es für ein paar Minuten mal kräftig geregnet (aber das haben wir nur auf dem Womodach gehört... nicht gesehen... und man kuschelt sich dann nur umso mehr im Halbschlaf nochmal gerne in die Bettdecke...).
Bevor wir nach Binz aufbrechen, schauen wir uns aber zunächst mal kurz auf dem Campingplatz um. Gestern Abend zog es uns ja nach Ankunft direkt zum Strand.
Um zwölf Uhr radeln wir dann sehr bequem und alles ziemlich flach verlaufend auf breiten Radwegen oder kleinen Nebenstraßen die 4 km bis nach Binz. Bei dem Wind sind E-Bikes ja eine wahre Freude... Wir parken unsere Räder in einer Seitengasse der "Hauptstraße", wie die Fußgängerzone, die direkt zur Seebrücke führt, einfallsloserweise heißt.
Hierhin, in die Fußgängerzone, und dann weiter Richtung Seebrücke führt uns auch als Erstes unser Weg. Müssen doch auch mal schauen, wie Binz sich am Tage präsentiert.
Wir schlendern auf der Seebrücke bis zu deren Ende. Zufällig ist es gerade ein Uhr am Mittag und die "Kap Arkona", ein Touristenschiff, das seine Passagiere zu den Kreidefelsen bringt, legt an. Fahrgäste steigen aus, andere wollen an Bord. Ganz spontan beschließen wir, auch an der dreistündigen kleinen Schiffstour zu den Kreidefelsen und zum Königsstuhl teilzunehmen. Bis zum Kap Arkona, dem nördlichen Ende von Rügen, fährt das Schiff um diese Uhrzeit nicht. Ist aber auch egal, dort wollen wir gerne auf eigene Faust, mit unserem Womo, an einem weiteren Tag noch hin.
Billig ist der ganze Spaß nicht: für 57 € für uns zwei zusammen inklusive 2 € "Dieselaufschlag" sind wir dabei. Aber da der kräftige Wind mittlerweile viele Wolken vertrieben hat und die Sonne jetzt so schön scheint, springen wir kurz entschlossen an Deck. Da kann man nur hoffen, dass wir nicht seekrank werden (Nachtrag: nein, wurden wir natürlich nicht).
Nach rund einer Stunde Seefahrt und einem zwischenzeitlichen Kakao unter Deck erreichen wir um kurz vor zwei Uhr den Hafen von Sassnitz, um auch dort noch Passagiere an Bord zu nehmen.
Nachdem wir den Hafen von Sassnitz wieder verlassen haben, beginnt der interessantere Teil der Fahrt eigentlich erst jetzt: die Kreidefelsen kommen in Sichtweise.
Vom Schiff aus erkennt man auch sehr schön, wie sehr bewaldet Rügen ist, eben mit den berühmten Buchenwäldern, zumindest im Nationalpark Jasmund, in dem sich ja auch die Kreidefelsen befinden. Die Bäume wachsen bis unmittelbar an die Felskanten heran - um dann mit Abbruch der Felsen durch Witterung und Erosion ebenfalls in den Abgrund zu stürzen.
Die steil abfallenden und strahlend weißen Felsen leuchten regelrecht - sie liegen anfangs noch in der Sonne, später - um die Landspitze herum - nicht mehr so sehr.
Der berühmte Königsstuhl liegt nachmittags um halb drei Uhr leider im Schatten. Bis zu diesem Wahrzeichen Rügens stampft das Schiff, dreht dann wieder um und macht sich auf die Rückfahrt nach Sassnitz und im Anschluss weiter zurück nach Binz.
Pünktlich um vier Uhr am Nachmittag legt der Ausflugsdampfer wieder an der Seebrücke von Binz an und wir flanieren weiter durch das schöne Seebad, dieses Mal Richtung Süden, bis Binz quasi aufhört und in den Wald übergeht.
Während dieses kleinen Spaziergangs treffen wir auf die "Ufo" genannte Binzer Außenstelle des Standesamtes. Hier kann man heiraten, wenn man will...
Schon ziemlich am Ende der Promenade treffen wir auf die "Fischräucherei Kuse", ein alter Fischereibetrieb in fünfter Generation. Hier genehmigen wir uns erstmal ein leckeres Fischbrötchen. Seefahrt, Spaziergang... das macht schließlich hungrig!
Schließlich kehren wir wieder um, und schauen mal, was am anderen Ende der Hauptstraße von Binz zu sehen ist, also in westlicher Richtung.
Hier liegt schön in der Abendsonne der Schmachter See, ein Binnengewässer am Rand von Binz.
Der gesamte Strand und die Promenade von Binz liegen ja im Gegensatz zum Schmachter See schon recht früh am Nachmittag voll im Schatten (zumindest im Oktober). Ist auch nicht so ganz toll: Da zahlt man unter Umständen ein gehöriges Sümmchen für eines der vielen Hotelzimmer direkt an der Promenade mit Sicht auf das Meer, das alles liegt aber im Schatten... Nachteil einer Gegend, die nach Osten ausgerichtet ist.
Ist eigentlich auch ganz nett hergerichtet hier, obwohl es sicherlich nur die "B-Lage" von Binz ist.
Nach einer kleinen Shoppingtour machen wir uns gegen sieben Uhr am Abend wieder auf zu unseren Rädern und zehn Minuten später sind wir wieder am Campingplatz in Prora.
Leider ist es jetzt um sieben Uhr abends schon dunkel und man merkt doch sehr, dass wir uns in der Nebensaison befinden. Einige Restaurants haben gar nicht (mehr) geöffnet (vielleicht auch Corona, dem Personalmangel oder der allgemein hohen Inflation durch Energiekrise, Ukrainekrieg usw. geschuldet) und in den geöffneten Lokalen ist es überhaupt kein Problem, einen Tisch zu bekommen. Aber andererseits ist eine gewisse Beschaulichkeit in dem im Sommer sicherlich ziemlich gut besuchten und quirligen Badeort auch nicht das Schlechteste.