Di., 12. Juli 2022, 11. Reisetag / 98 Tageskilometer / vom Weingut Püklavec in Ormož, Nähe Jeruzalem, zum Stellplatz Nähe Žalec in Vrbje, Koordinaten: 46.2462753,15.130526, (10 €/24 Std. incl. 3 kw/h Strom und 100 l Wasser, V+E)
Eine sehr ruhige Nacht in den Weinbergen des Weinguts Puklavecs in Ormož liegt hinter uns. Um halb neun Uhr morgens ist es noch bewölkt, doch die Sonne lässt sich bei 19° Celsius so langsam blicken, als wir so langsam "aus den Federn" kriechen.
Natürlich frühstücken wir bei dieser grandiosen Aussicht draußen, ein letztes Mal den Blick über die herrliche Landschaft schweifen lassend.
Um Viertel nach elf Uhr verlassen wir über die kleinen, geschwungenen Sträßchen, die die winzigen Ortschaften miteinander verbinden, allmählich die Weingegend Sloweniens. Nach diesem
"weinseligen" Tag gestern wollen wir heute unser Augenmerk auf ein weiteres alkoholisches Getränk legen: dem Bier. Und zwar in der Stadt Žalec mit ihrem wohl einmaligen Bierbrunnen.
Frühstück auf dem Weingut Puklavec mit letztem Blick auf die Weinberge und Fahrt über winzige Sträßchen
Zwischenstopp in Ptuj, der ältesten Stadt Sloweniens
Doch bevor wir uns am Bierbrunnen ein Frischgezapftes genehmigen können, führt uns unser Weg zunächst nach Ptuj. Die Stadt mit ihren rund 23 000 Einwohnern ist die älteste in Slowenien und seit der späten Steinzeit besiedelt.
Nach rund 30 Kilometern kommen wir um ziemlich genau 12 Uhr mittags, "High Noon", in Ptuj an. Auch diese Stadt wird von der Drau durchquert, wie zuvor auch schon Maribor. Der Fluss "begleitet" uns quasi.
Ptuj an der Drau, Blick zum Schloss
Gang durch die Altstadt
Obwohl heute ein "ganz normaler" Wochentag, nämlich Dienstag, ist, liegt die Burg und die Stadt zu ihren Füßen fast wie ausgestorben da. Muss wohl an der Mittagszeit liegen. Doch so warm ist es eigentlich nicht, so um die 25° Celsius, als dass eine lähmende Hitze über der Stadt liegt und alles Leben erlahmen würde. Na ja, ein wenig mehr los hätte schon sein können.
Wir gehen erst eine Weile durch die Altstadt, da wir unser Womo verständlicherweise etwas außerhalb parken mussten. In den engen Gassen hätten wir selbst mit unserem Kastenwagen Probleme mit den Abmessungen gehabt.
Aufstieg zum Schloss Ptuj
Wenn wir in einer fremden Stadt sind, schauen wir immer, dass wir "nach oben" kommen, um einen Überblick über die Gegend zu bekommen. So auch hier. Das Schloss Ptuj ist eine mittelalterliche
Schlossanlage auf dem Burghügel und gehört zu den größten und mächtigsten Burgen Sloweniens. Und tatsächlich ist nicht nur der Blick von dort oben klasse, sondern auch die Burg selbst. Allerdings
sparen wir uns den Besuch des Inneren.
Weiterfahrt nach Žalec
Die Burg und die Stadt sind zwar insgesamt recht schön, doch uns zieht es nun bald weiter, zumal es in Ptuj selbst für unsere Verhältnisse recht ruhig ist. Hier ist sozusagen "der Hund verfroren".
Also sind wir um Viertel vor zwei Uhr wieder am Womo und setzen unsere Fahrt Richtung Žalec fort. Es scheint, als führt uns unser Weg nun durch die "Maiskammer" Sloweniens. Endlose Maisfelder säumen rechts und links die Straßen. Doch je näher wir der "Bierstadt" Žalec kommen, desto mehr wird der Mais von Hopfenfeldern abgelöst.
Um kurz vor drei Uhr kommen wir an dem recht modern gestalteten Stellplatz in Vrbje, einem kleinen Dorf etwa zwei Kilometer entfernt vom Stadtkern Žalec, an. Auch hier ist wenig los. Nur zwei, drei andere Wohnmobile stehen auf dem Platz. Bezahlt wird am Automaten, der glücklicherweise auch Kreditkarten annimmt.
Maisfelder so weit das Auge reicht; Ankunft auf dem Stellplatz in Vrbje in der Nähe von Žalec
Wir schauen uns ein wenig in der näheren Umgebung um, wollen aber bald aufbrechen Richtung Innenstadt zum Bierbrunnen. Da der nur etwa zwei Kilometer entfernt liegt, beschließen wir, zu Fuß zu gehen und die Fahrräder am Womo zu lassen.
Hopfenfelder rund um den Stellplatz
Gegen halb vier Uhr am Nachmittag stapfen wir los. Der Hinweg in die Innenstadt führt uns zunächst direkt durch Vrbje, diesem kleinen verschlafenen Örtchen.
Große landwirtschaftliche Betriebe und Reitanlagen prägen das Bild und immer wieder tauchen die endlos weiten Hopfenfelder rechts und links der Häuser auf.
Es ist schon erstaunlich, welche Vielfalt dieses kleine Land auf so begrenztem Raum zu bieten hat. Gestern noch voll und ganz in den Weinbergen, heute, nur wenige Kilometer weiter, Hopfenfelder weit und breit. Und in der Ferne immer zu sehen die Ausläufer der Julischen Alpen.
Sicher, auch in Deutschland haben wir Weinanbaugebiete, den Hopfen in Bayern und einen Teil der Alpen im Süden, aber die Strecken dazwischen sind eben weiter entfernt.
Sogar eine eigene "Bierakademie" nennt Žalec sein Eigen, wie wir mit Hilfe des Google-Übersetzers erfahren.
Am Bierbrunnen in Žalec
Beim Bierbrunnen angekommen, muss man sich zunächst zu einem Verkaufsstand begeben, eine Art Kiosk, um dort sein am Boden gechiptes Bierglas für 9 € das Stück zu kaufen. Dafür hat man dann sechs verschiedene Bierproben zu je 0,1l zur Auswahl, von leichtem Bier angefangen über grünliches Bier bis zum Starkbier.
Auch hier ist nicht allzu viel los und wir können unsere Biergläser ohne weiteres Schlangestehen sofort kaufen (und im Anschluss als Souvenir auch behalten).
Der Bierbrunnen besteht aus sieben versenkbaren Edelstahlzapfanlagen, die nachts hinuntergefahren werden. Sonst könnte ja jemand auf die Idee kommen, sich im Schutz der Dunkelheit auf verbotene Art und Weise ein Bierchen zu genehmigen... Aus der siebten Zapfsäule kommt nur Wasser, um die Gläser zwischendurch ausspülen zu können.
Natürlich probiert man alle sechs verschiedenen Biersorten durch, um auch die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen festzustellen. Man könnte natürlich ebenso nur eine einzige Biersorte trinken oder zwei verschiedene. Das ist völlig egal. Der Chip im Boden des Glases hält lediglich die Anzahl der gezapften Gaumenfreuden fest. Beim siebten Versuch geht man leer aus... buchstäblich.
Ist schon eine kleine Touristenattraktion, das Ganze. Und eine pfiffige Methode, die Vielfalt der regionalen Biere unkompliziert und auf eine mal etwas andere Art als in der typischen Kneipe oder im Biergarten anzubieten.
Um den Brunnen herum hat die Stadt daher Liegestühle, Bierkisten und Fässer als Stehtische aufstellen lassen, wo man dann gemütlich sein Bierchen schlabbern kann.
Rückweg zum Womo über den "Hopfenpfad"
Gegen halb sechs Uhr am Abend treten wir langsam den Rückweg an. Eigentlich stellten wir uns vor, hier irgendwo zu Abend essen zu können, doch es bietet sich kein geöffnetes Lokal in der Nähe an. Doof irgendwie... Da müssen wir heute Abend wohl mal am Womo kochen.
Ein Blick auf die Google-Karte zeigt uns, dass wir nicht unbedingt wieder durchs Dorf zurück müssen, sondern entlang des "Hopfenpfads" quasi direkt durch die Hopfenfelder zurück nach Vrbje kommen können. Da wir dem Hopfen (als Gewächs) noch nie so nahe gekommen sind, entscheiden wir uns für diese Route.
Zwischendurch bewölkt es sich stellenweise ziemlich und es fallen sogar ein paar Tropfen Regen, die in der relativen Wärme aber nicht weiter schlimm sind.
Kleiner Abendspaziergang zum Naherholungsgebiet unweit des Stellplatzes
Nach einer Dreiviertelstunde Rückmarsch sind wir um Viertel nach sechs Uhr wieder am Womo. Da hier immer noch nicht viel los ist, wir aber andererseits feststellen, dass einige Leute den
nahegelegenen Weg ins Grüne hinterm Stellplatz anvisieren, machen auch wir uns nochmal "auf den Patt" und wollen schauen, was uns dort erwartet. Der Feldweg führt an Wiesen, Skulpturen und einem
Bienenvolk vorbei zu einem kleinen See. Dort bleiben wir noch ein Weilchen und treten allmählich wieder den Rückweg an.
Gegen sieben Uhr am Abend sind wir wieder am Womo und packen nun in Ermangelung einer nahegelegenen geöffneten Gastronomie den Grill aus. Neben unserem Womo steht noch ein weiteres von einem deutschen Ehepaar, das natürlich auch am Bierbrunnen war, dort in der Nähe ebenfalls ein Lokal gesucht hat und auch nicht so richtig fündig geworden ist. Das ist dann eventuell der Nachteil eines so kleinen Landes wie Slowenien, das sich um Touristenströme bisher noch keine großen Gedanken gemacht zu haben scheint.
Sehr viel weiter östlich wollen wir nun auch nicht mehr fahren und da es jetzt, Mitte Juli, zunehmend wärmer wird, zieht es uns doch ans Meer. Wir wollen morgen Richtung Adria fahren, bleiben aber zunächst noch im Land und versuchen, an dem kleinen Küstenabschnitt von ungefähr 47 Kilometern Länge, was zu Slowenien gehört, auf einem Campingplatz am Wasser unterzukommen.