Corona verzögert den Start in den Urlaub... Abwarten? Fahren? Oder doch nicht?
Mi., 14. Oktober 2020, 1. Reisetag / 325 Tageskilometer / von Soest nach Neuses am Berg, Kreis Kitzingen, Franken in Bayern, Weingut und Brennerei Mangold (5 € / Nacht pro Wohnmobil), Koordinaten: 49.8259803,10.1764963
Die Welt befindet sich noch immer im Würgegriff der Corona-Pandemie. Nach einem Frühjahr mit Lockdown und einem Sommer der leichten Entspannung steigt in den letzten Tagen die Zahl der Infizierten wieder stark an. So wird erneut mit strengeren Maßnahmen gegengesteuert: vermehrte Maskenpflicht, Tests und Quarantäne sind allerorten zu spüren. Und das, wo doch die Herbstferien in den meisten deutschen Bundesländern vor der Tür stehen... Eigentlich wollten wir nach praktisch gestrichenen Urlauben in den Oster- und Sommerferien jetzt im Herbst noch für ein paar Tage ans Meer, gerne nach Holland, aber unser Nachbarstaat ist schon Risikogebiet. Das hieße für uns: Wenn wir da hinführen, müssten wir nach Rückkehr entweder in 14-tägige Quarantäne oder einen negativen Coronatest vorweisen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf - was angesichts der ziemlich angespannten Lage in den Laboren kaum einzuhalten sein wird. Auf beides haben wir keine Lust, also bleiben wir in Deutschland. Nur wo da? An den deutschen Küsten von Nord- und Ostsee wird sich wahrscheinlich alles knubbeln, auch das erscheint uns nicht wirklich attraktiv.
Sollen wir überhaupt fahren? Schließlich schwört Kanzlerin Merkel die Republik gerade wieder darauf ein, Kontakte zu minimieren und möglichst zu Hause zu bleiben. Aber andererseits wollen wir doch so gerne endlich mal unseren neuen Kastenwagen, den Vantourer von Knaus, ausprobieren, den wir uns Ende August gekauft haben und an dem wir fast den ganzen September herumgewerkelt haben, bis er genau unseren Vorstellungen entsprach. Außerdem wären wir in unserem Kawa ja wirklich ganz unter uns - Kontaktbeschränkungen fallen da leicht, wenn man es außerhalb der eigenen vier Räder nicht geradezu provoziert. Abstand zum Wohnmobilnachbarn mindestens 1,50 m - auch in Nicht-Corona-Zeiten mehr als gewünscht!
Jetzt wird auch noch das einwöchige FSJ-Seminar unserer einen Fernschreiber-Tochter einen Tag vor Beginn am 12. Oktober abgesagt: auch der Kreis Unna ist nun mit einer 7 Tage-Inzidenzzahl von über 50 Risikogebiet. Daher findet das Seminar nun in der ersten Ferienwoche online statt. Heißt also: anstatt dass unsere Tochter mit circa 20 weiteren FSJlern in Bergkamen weilt, bleibt sie zu Hause und dort jeden Tag vor dem Bildschirm... in dieser Zeit wollten wir Fernschreiber-Eltern unterwegs sein... Blöd, jetzt wäre sie allein daheim, falls wir fahren sollten; unsere andere Tochter ist ja schon seit einem Vierteljahr in Bamberg. Und was ist, wenn der Kreis Soest auch Risikogebiet würde? Dann droht uns eventuell ein Beherbergungsverbot in anderen Bundesländern. Heute steht die tagesaktuelle Zahl für den Kreis Soest bei 33,7... fahren? Nicht fahren? Ist das alles ein Wirrwarr und ungewiss...
Schließlich fällen wir einen Kompromiss: Wir fahren, aber nur für fünf Tage, starten erst Mitte der Woche, um die Entwicklungen noch ein wenig zu beobachten und schieben den Aufenthalt nach hinten. Wir reisen nicht an die Küste, sondern gen Süden in die Nähe von Bamberg, holen unsere "Bamberger Tochter" kommenden Sonntag mit dem Vantourer ab und fahren mit ihr gemeinsam für drei Tage Urlaub nach Soest zurück. Der Kurzurlaub unserer Tochter wurde schon vor Wochen genehmigt und eigentlich wollte sie mit dem Zug kommen. Doch unter diesen Umständen bietet es sich an, dass wir sie mitnehmen, wenn wir sowieso in die Nähe fahren.
"In die Nähe" heißt an die Mainschleife im Kreis Kitzingen, in die Weingegend um Volkach / Sommerach herum, eine Stunde Autofahrt von Bamberg entfernt. Diese Gegend lernten wir vor zwei Wochen kurz kennen, als wir unserer Tochter einen Besuch abstatteten und an diesem Wochenende auch die Eltern von Frau Fernschreiberin auf einem Campingplatz in Sommerach einen Nachmittag lang besuchten - drei Generationen in einem Wohnwagen. Die Gegend gefiel uns gut und so fiel uns die Entscheidung über den "Richtungswechsel" in Sachen Urlaubsziel nicht allzu schwer.
Los geht's!
Neben dicken Jacken gehören in diesen Tagen unzählige Masken zur Grundausstattung, ebenso wie unsere neuen E-Bikes samt Fahrradträger für die Anhängerkupplung, die das Gewicht der elektrifizierten Fahrräder auch tragen kann - im Gegensatz zum Fahrradträger, der an der Hecktür befestigt war. Außerdem lässt sich dieser Träger so weit nach hinten schieben und abklappen, dass man die beiden Hecktüren ohne große Probleme auch öffnen kann. Das alles gönnten wir uns nun recht kurzfristig, mit dem Gedanken spielten wir allerdings schon länger: mit E-Bikes ist man am Urlaubsort einfach noch mobiler, flexibler und schneller, was die Reichweite angeht, wenn der Kawa mal Pause hat.
Um kurz nach halb zwölf Uhr mittags verabschieden wir uns von unserer "Soester Tochter", tanken voll und um Viertel vor zwölf geht es bei kühlen 9° Celsius und tiefhängenden Regenwolken "auf die Piste". Auf dem Weg zur nahegelegenen Tankstelle gibt die Batterieanzeige des Ladeboosters ein akustisches Signal von sich und die Anzeige blinkt: Warnung vor zu hoher Voltzahl (14,83 V), häää? Woher kommt die denn? Und warum hat es auf kürzeren Fahrten zwischendurch nicht gepiept? Egal... Knöpfchen zur Bestätigung der Meldung drücken, Piepton hört auf und nach der Ankunft am Stellplatz wird Herr Fernschreiber die Anzeige mit dem Schwellenwert verändern und wir haben Ruhe...
Nach einer sehr regnerischen Fahrt kommen wir dreieinhalb Stunden später um Viertel nach drei Uhr am Zielort an. Unterwegs entschieden wir uns sehr spontan dafür, unser Lager an einem Weingut anstatt auf dem Wohnmobilstellplatz in Sommerach - unserem ursprünglichen Ziel - aufzuschlagen. Die Promobil-App weist uns als Erstes das Weingut Mangold aus, am Berg zwar, aber dafür mit toller Aussicht und... wofür haben wir schließlich unsere neuen E-Bikes?
Dauerregen und immer noch 9° Celsius erwarten uns in Neuses am Berg, am Weingut Mangold. Na toll! Eigentlich regnet es schon seit Kassel ununterbrochen... Frau Mangold, die Gutsbesitzerin, begrüßt uns freundlich und wir können bleiben - obwohl nicht reserviert und nur "auf gut Glück" hier aufgetaucht. Wir gönnen uns Strom für 2 € /4 kWh und stellen uns auf die Wiese. Die circa vier, fünf Schotterplätze sind schon belegt. Gott sei Dank ist das Stromkabel lang genug! Sechs Wohnmobile, davon vier Kastenwagen, stehen an diesem Abend hier insgesamt. Auf Bitten Frau Mangolds stellen wir unseren zuvor längs zum Feld ausgerichteten Wagen nun quer; es haben sich für die nächsten Tage noch weitere Wohnmobile angekündigt und so können noch ein paar mehr untergebracht werden. Der Stellplatz expandiert zurzeit kräftig und ist wahrlich sehr beliebt!
Wegen Corona gibt es leider keine Weinverkostung im Inneren des Weinguts, dazu ist die Weinstube zu klein, berichtet die Besitzerin. Außen ist es auch schön hergerichtet mit einigen Tischen (auch einem großen Weinfass als wind- und wettergeschützte Sitzgruppe!), aber bei diesem Dauerrregen natürlich leider auch nicht möglich, draußen zu sitzen. Außerdem sei ausgerechnet heute Abend Elternabend in der Schule (in Bayern gibt's erst in der ersten Novemberwoche Herbstferien) und ihr Mann sei heute auch terminlich gebunden. Aber wir wollten ja auch nicht gleich heute Abend eine Weinprobe veranstalten. Vielleicht morgen, mal schauen, und zumindest das ein oder andere Fläschchen dieses Weinguts hier kaufen. Schon der Erinnerung wegen... stattdessen heißt es jetzt: Heizung an, Tee kochen. Die Aussicht wäre von hier oben klasse, wenn es nicht so wolkenverhangen wäre. Hunderte von Kilometern kann man hier schauen, und im Vordergrund die Weinstöcke...
Halb sieben am Abend: Es regnet weiterhin Bindfäden bei einstelligen Temperaturen. An Erkunden der näheren oder gar weiteren Umgebung ist gar nicht zu denken, obwohl der nächstgelegene Cache unserer zu Hause gelösten 55 Cache-Mystery-Runde nur drei Minuten oder 1,1 km entfernt mit dem Fahrrad liegt... echt schade.
Wiederum eine Stunde später: Nicht ein einziges Mal hat es bisher nach unserer Ankunft um Viertel nach drei Uhr aufgehört zu regnen. Mittlerweile ist es stockdunkel draußen, aber im Kawa schön muckelig warm und gemütlich. Wir essen die noch reichlich vorhandenen Vorräte der Fahrt auf, das langt uns für heute, und schauen dank Amazon Prime offline bei gleichmäßig prasselndem Regen auf das Kawa-Dach die ersten drei Folgen der zuvor heruntergeladenen 1. Staffel "Deutschland '83".
Die Cachetour an der Mainschleife entlang beginnt
Do., 15. Oktober 2020, 2. Reisetag / Null Tageskilometer mit Kawa / 13 km mit E-Bikes / Stellplatz Weingut Mangold in Neuses am Berg
Halb neun Uhr am Morgen: Das Wetter ist trüb, aber es regnet immerhin im Moment nicht, das ist doch schon mal was!
Da heute alle anderen fünf Wohnmobile am Vormittag nach und nach abreisen, wie wir beobachten können, fragen wir nach, ob wir unseren Kawa umsetzen dürfen, was uns gewährt wird. Jetzt stehen wir auf dem geschotterten, ebenen Platz direkt am Weingut, ganz vorne, mit einem unverstellbaren Blick über die Weinberge! Wunderbar! Schönster Platz! Außerdem ist das bei diesem Regenwetter die etwas sauberere Alternative zur Wiese. Wir drehen die Markise raus - nicht, um uns etwa draußen mit Tisch und Stühlen ausbreiten zu wollen, dafür ist das Wetter einfach zu mies und kalt, sondern vor allem als Regenschutz für unsere Fahrräder.
Erst jetzt sehen wir uns das Weingut ein wenig näher an und nach Besichtigung der wirklich guten Sanitäreinrichtungen machen wir dann auch gleich einen Termin zur Weinverkostung (Corona zum Trotz) aus: heute am frühen Abend zwischen fünf und halb sechs Uhr sollen wir vorbeikommen, dann seien die Winzer in der Weinstube. Wie schön!
Um Viertel vor eins steigen wir endlich aufs Fahrrad, nachdem wir uns zuvor eine ganze Weile mit Herrn Mangold über Gott und die Welt unterhalten haben. Wir beginnen unsere Cache-Serie hier im Ort, mit ein paar Tradis. Hauptsächlich wollen wir jedoch der Mystery-Serie "Rund um die Weininsel" folgen: Auf einer Strecke von insgesamt 25 Kilometern sind 55 Caches versteckt, deren Koordinaten zuvor zu Hause von Frau Fernschreiberin in akribischer Klein- und Puzzlearbeit errätselt wurden.
Pünktlich bei der ersten Station nur wenige hundert Meter vom Stellplatz entfernt fängt es wieder an zu regnen... Oh sch... also: Regenhosen raus, denn es sieht nicht so aus, als wolle es gleich wieder aufhören... dazu fröstelige 8-9° Celsius, da wärmen nur Handschuhe die roten Fingerspitzen bei der rasanten Fahrt durch die Weinberge, die uns bei diesem Wetter praktisch ganz alleine gehören. Das Handy mit der Offline-Geocachekarte von Deutschland am Lenker weist uns ungestört den Weg zum nächsten Logbuch.
Wir sehen unterwegs keine Menschenseele; die Lese und damit die Hochsaison des Tourismus' ist vorbei - bis auf ein paar wenige Trauben, die noch hängen, wahrscheinlich für den Eiswein, ist alles abgepflückt. Wahrscheinlich hält auch Corona die Menschen vom Reisen ab. Und das Wetter lädt eigentlich auch nicht unbedingt zum Radfahren ein. Doch wenn wir schon mal hier sind, muss es sein! Die einsamen Berg- und Talfahrten auf den kleinen Wegen durch die Weinberge bieten außerdem eine tolle Gelegenheit, die E-Bikes mal so richtig kennenzulernen und auszutesten (wenn Herr Fernschreiber nicht gerade in irgendwelchen Bachröhren nach Logbüchern angelt...).
Nach ein paar Kilometern der Einsamkeit durch die Weinstöcke führt uns die Cacheroute nach Köhler, eine der winzigen Ortschaften hier in der Gegend, die augenscheinlich nur vom Weinanbau lebt. Sehr malerisch! Aber auch hier: keine Menschenseele zu sehen, alle Gastronomien, Heckenwirtschaften sind (zumindest um diese Tageszeit) geschlossen.
Nicht nur durch Weinberge, auch durch Quitten- und Pflaumenplantagen führt uns nun unser Weg weiter nach Escherndorf. Hier kreuzen wir den Stellplatz direkt am Main, den wir uns auch schon vor knapp zwei Wochen beim "Blitzbesuch" der Eltern von Frau Fernschreiberin angeschaut hatten. Da war er allerdings bis auf den letzten Platz belegt - im Gegensatz zu heute: jetzt sind viele Parzellen frei. Doch unser Kawa bleibt auf "unserem Berg". Auch wenn die Wege von dort etwas weiter sind und keine Gastronomie in unmittelbarer Nähe ist, so entschädigt die Ruhe und Aussicht doch dafür. Essen können wir auch woanders oder uns selbst verköstigen...
In Escherndorf bleiben wir eine Weile, nehmen dort die "Einladungen zur Muße und Entspannung", die in der Natur platziert sind, gerne an...
... verweilen am Weinfass am Ortseingang...
... und gönnen uns gegen drei Uhr eine Tasse Kaffee und Kuchen im "Genießer Café".
Als wir gegen halb vier Uhr die Konditorei wieder verlassen, beschließen wir angesichts der Weinprobe am frühen Abend am Weingut Mangold die Cachetour für heute hier in Escherndorf abzubrechen. Ganz fertig mit der Runde werden wir heute eh nicht mehr und wir würden uns nun immer weiter von Neuses am Berg entfernen, müssen aber den Rückweg zeitlich natürlich noch einplanen. Zwei Caches der Runde machen wir noch, sie liegen beide im Ort, und radeln dann allmählich wieder zurück Richtung Stellplatz. Dieses Mal nehmen wir aber die "Höhenroute" oberhalb der Ortschaften durch die Weinberge. Von dort hat man einen super Ausblick über die Gegend, selbst bei diesem Wetter. Und hoch müssen wir ja irgendwann sowieso. Doch mit E-Bikes ist das ja kein Problem.
Durch unser spätes Frühstück, den langen Plausch mit Winzer Mangold am Mittag, den leckeren Aufenthalt im Café in Escherndorf und so manchem Stopp wegen Sightseeing sind's heute nur 13 Kilometer mit 13 Caches geworden. Doch bei dem Wetter sind wir damit mehr als zufrieden.
Da der Rückweg trotz der stellenweise steilen Anstiege doch schneller vonstatten geht als gedacht, sind wir früher am Stellplatz als geplant. So nutzen wir die Zeit noch, um den Multi "Am Meditationsweg" zu beginnen. Hier gilt es, einige Stationen abzusuchen und anschließend noch einen Adventure Labcache zu absolvieren, bevor es zum Bonus gehen kann. Das alles wird uns noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Doch dann fängt es wieder stärker an zu regnen und viel Zeit bis zur Weinprobe bleibt jetzt auch nicht mehr. Also kehren wir nun endgültig zum Kawa zurück. Morgen ist auch noch ein (Cache-) tag.
Weinprobe auf dem Weingut Mangold
Um Viertel nach fünf Uhr laufen wir die paar Schritte vom Kawa zur Weinstube. Corona zum Trotz und wegen des Wetters findet die Weinverkostung nun doch drinnen statt. Es sind aber außer uns nur zwei andere Paare anwesend, da passt es auch mit dem 1,50 m Abstand und Masken haben wir ja auch alle auf (außer beim Probieren natürlich).
Das Winzerpaar verteilt großzügig seine Weinproben an uns und wir lassen uns die Tropfen gerne durch die Kehle rinnen. Während der Zeit, die wir da so sitzen, genießen und ins Gespräch kommen, öffnet sich auch immer wieder die Tür, Leute setzen sich nicht, sondern schleppen die Weine kartonweise hinaus, die sie bei Familie Mangold gekauft haben. Wahnsinn, was da Wein umgeschlagen wird in der relativ kurzen Zeit unseres Aufenthaltes dort! Über eine Stunde probieren wir uns durch das Angebot, das jetzt - Mitte Oktober - schon merklich ausgedünnt ist: Muskateller, Scheurebe und Riesling sind schon ausverkauft, genauso wie der Rotling. Doch wir werden trotzdem noch fündig, auch wenn wir mit unseren drei 6er-Kartons, die wir schließlich erwerben, noch am unteren Ende der Verkaufsskala sind! Gute Umsatzzahlen also!
Allerdings war in diesem Jahr 2020 die Lese sehr schlecht in der Frankenregion, so erzählt uns das Winzerpaar. Das kleine fränkische Weinanbaugebiet hatte im Frühjahr zur denkbar ungünstigsten Zeit mit Frost zu kämpfen und im Sommer war es zu trocken. Nur ein Drittel (!) der üblichen Ernte konnte dieses Jahr eingebracht werden. Daher möchte Herr Mangold auch gerne den Stellplatz für die vielen Wohnmobile bei sich auf dem Gut erweitern und als zweites Standbein ausbauen.
Nach der informativen und geselligen Weinverkostung ziehen wir mit unseren Weinflaschen wieder in den Kawa und essen erst einmal zu Abend. Eine Weinflasche öffnen wir dazu heute allerdings nicht mehr, die Weinprobe war schon reichlich großzügig bedacht...
Radfahren und Cachen rund um die Mainschleife mit Besuch von Volkach
Fr., 16. Oktober 2020, 3. Reisetag / Null Tageskilometer mit Kawa / 26 km mit E-Bikes / Stellplatz Weingut Mangold in Neuses am Berg
Um kurz vor zwölf Uhr schwingen wir uns wieder auf unsere Räder, um unsere Runde um die Mainschleife fortzusetzen. Es sind wieder nur circa 9-10° Celsius und es ist stark bewölkt, aber seit elf Uhr regnet es immerhin nicht mehr.
Während des ersten Drittels der Strecke führt uns die Suche nach den Caches nicht auf geschotterte oder gar asphaltierte Wege, sondern wir bewegen uns langsam und vorsichtig in einem Naturschutzgebiet auf Feld-, Wald- und Wiesenwegen fort, die nach den tagelangen Regenfällen ziemlich verschlammt, rutschig und voller Pfützen sind. Dementsprechend gleichen auch wir und unsere Fahrräder sich farbmäßig bald dem braun-beigen Untergrund an... Was tut man nicht alles für einen Logbucheintrag! Aber landschaftlich ist es hier wieder sehr schön und schon wieder begegnen wir keiner Menschenseele, sehen dafür aber Hasen und Rehe. Corona hat bei so viel Einsamkeit überhaupt keine Chance!
Nach dieser schönen "Schlammschlacht" nähern wir uns langsam wieder der Zivilisation. Na toll! Da müssen wir uns erstmal die Dreckklumpen von Fahrrad, Schuhen und Hosen klopfen, um wieder einigermaßen "landfein" auszusehen. Unser Weg führt uns nun Richtung Schwarzach, vorbei an der in der Ferne zu sehenden eindrucksvollen Abtei, wo eine kleine Gruppe von Nonnen im 16. Jahrhundert ihr "jahrhundertealtes gefährliches Wissen" mit dem Leben bezahlen musste...
Eine mal etwas andere Idee, einen "Logbucheintrag" zu hinterlassen, begegnet uns auf unserer weiteren Fahrt am Main entlang auf unserer Mystery-Cache-Tour in Form von "Steinlogs": einen mit seinem Cachernamen verzierten Stein bringt man schon im Vorfeld der Tour als Vorbereitung mit und legt ihn an den entsprechenden Koordinaten zu den schon zahlreich vorhandenen anderen Steinen.
Nachdem auch das erledigt ist, setzen wir unseren Weg Richtung Volkach fort.
In Volkach, wohl eine der bekanntesten Wein-Ortschaften an der Mainschleife, bleiben wir ungefähr zwei Stunden, schlendern die lauschigen Gassen und Wege entlang und verweilen ein wenig am Rathaus und auf dem Marktplatz.
Im Brothaus Kohler essen und trinken wir eine Kleinigkeit und kaufen noch ein wenig "Wegzehrung" und Backwaren für heute Abend und morgen früh, bevor es gegen Viertel nach fünf Uhr wieder auf die Drahtesel geht.
Wir setzen unsere Cacherunde am Main entlang fort und nehmen schließlich in Escherndorf wieder die steilen Wege durch die Weinberge nach oben zu unserem Stellplatz in Neuses am Berg in Angriff. Doch - erwähnte ich es schon? - mit E-Bikes ist das ja alles kein Problem, und die Akkus sind kaum verbraucht, da wir phasenweise auch ganz ohne motorisierte Unterstützung gefahren sind. Doch allein die Möglichkeit zu haben, dass man sie in Anspruch nehmen kann, wenn es die Gegend oder die Motivation so will, ist schon ein beruhigendes Gefühl und der Aktionsradius weitet sich beträchtlich.
Um ziemlich genau halb sieben Uhr am Abend, schon fast in der Dämmerung, sind wir nach 26 Kilometern und 34 Caches wieder an unserem Kawa. Wir öffnen eine Flasche Wein und lassen uns das Tröpfchen zusammen mit dem"Weinplotz", einer Volkacher Spezialität, schmecken. Später am Abend schauen wir noch ein, zwei weitere Folgen von "Deutschland 1983". Fahrräder putzen wir morgen...
Ein Outletcenter am Rande von Schwarzach am Main...
Sa., 17. Oktober 2020, 4. Reisetag / Null Tageskilometer mit Kawa / 25 km mit E-Bikes / Stellplatz Weingut Mangold in Neuses am Berg
Man kann ja nicht nur cachen, radfahren und Wein trinken, man muss ja auch mal was anderes machen... also auf nach Schwarzach zum Outletcenter von S. Oliver...
So nah am Stellplatz, da sollte man doch die Gelegenheit beim Schopfe packen und "sich einfach mal umschauen... man muss ja nichts kaufen!"
Gesagt - getan.
Da das Wetter wieder sehr durchwachsen und kühl ist, fahren wir erst um kurz vor ein Uhr los. Heute Morgen hat es schon wieder geregnet, mit 10° Celsius ist es aber auch heute nicht bedeutend wärmer als die vergangenen Tage.
Wir sausen also mit unseren Rädern wieder zwischen den Weinstöcken den Berg hinab nach Schwarzach und sind etwa zwanzig Minuten später schon da, um Viertel nach eins. Das Outletcenter liegt vom Stellplatz aus nur 7,2 Kilometer entfernt.
Fast zwei Stunden lang halten wir uns bei S. Oliver auf, bis drei Uhr am Nachmittag - und dementsprechend leerer ist nun das Bankkonto und vollgepackt unsere Satteltaschen...
Da heute Samstag ist und wir morgen mit einem "Umweg" über Bamberg, um von dort unsere "Bamberger Tochter" mitzunehmen, wieder gen Soest fahren, brauchen wir noch ein wenig Proviant für den morgigen Tag und die Heimfahrt. Unsere Tochter hat morgen Nachmittag noch eine dienstliche Veranstaltung, wird erst gegen fünf Uhr abfahrbereit sein und sie hat bis dahin bestimmt auch noch nichts Vernünftiges in den Magen bekommen.
Also suchen wir mit Tante Googles Hilfe nach einem nahegelegenen Lebensmittelgeschäft und werden mit Lidl und Netto in Dettelbach fündig. Wir radeln mit unserer ganzen neuen Kleidung gemütlich am Main entlang, kommen um kurz vor vier Uhr dort an und schauen mal, was Lidl uns so bieten kann. Frau Fernschreiberin bleibt draußen bei den vollgepackten Rädern, weil wir nicht unbedingt mit dem ganzen Zeug in den Laden wollen und nach erfolgtem Einkauf finden wir auch noch für die Lebensmittel ein klein wenig Platz auf unseren Rädern. Wahre "Raumwunder"!
Obwohl wir so beladen sind, reizen uns noch zwei Caches in der Nähe, bevor wir uns an den Anstieg wiederum auf Feldwegen und durch die Weinberge zu unserem Kawa machen, den wir um kurz vor fünf Uhr erreichen. Jetzt ist es tatsächlich voll geworden auf dem Stellplatz bei den Mangolds! 14 Wohnmobile zählen wir insgesamt! Und wir haben immer noch den schönsten Platz...
Wir laden unsere ganzen Neuanschaffungen und Vorräte in den Kawa und machen uns zwanzig Minuten später wieder auf die Socken, sprich Fahrrad, um den vorgestern begonnen Multi hier oben in den Weinbergen ganz in der Nähe des Stellplatzes zu beenden. Da müssen wir noch ein paar Stationen finden und Aufgaben lösen. Das schaffen wir bis zum Einbruch der Dunkelheit! Wir flitzen ein paar Mal auf den Wegen hin und her, bevor das Final, der zugehörige Adventure Labcache und letztlich der Bonus unser sind! Yeahhh. Dazwischen immer wieder tolle Ausblicke über die Landschaft.
Und damit man mal einen Einblick davon bekommt, was moderne "Schatzsuche" in digitaler Form heute alles zu bieten hat, hier mal ein paar Fotos eines Adventure Labcaches, diese wohl jüngste Form des Geocachings, digital wie die sogenannten Wherigos, von denen wir auch schon etliche absolviert haben.
Aber abgesehen von einigen Labcaches, die wir eigentlich nur im Zusammenhang mit Geocaching-Mega-Events kennengelernt haben, ist dies hier tatsächlich nach mehreren Jahren der Pause unser erster Labcache. Wir mussten uns sogar erstmal die entsprechende App herunterladen und uns ein wenig schlau machen, um den Labcache spielen zu können. Und das mitten in den Weinbergen! Aber sehr viel Spaß hat's gemacht! Vor allem dann, wenn man sich letztlich erfolgreich ins Logbuch eintragen kann...
Um Viertel nach sechs Uhr sind wir wieder am Stellplatz und lassen uns den gestern in Volkach gekauften Zwiebelkuchen samt Leberkäse, schön aufgewärmt in der Bratpfanne, und einem Gläschen Weißwein dazu schmecken. Das haben wir uns nach 25 Kilometern mit dem Fahrrad und erfolgreicher Cachesuche verdient! Später schauen wir noch ein paar Folgen der Amazon Prime-Staffel "Deutschland 1983", bevor es an diesem letzten Abend hier auf "unserem Berg" in 260 m Höhe in die gemütliche Heia geht.
Sonniger Spaziergang am Morgen, plattes Fahrrad und ein freudiges Wiedersehen in Bamberg
So., 18. Oktober 2020, 5. und letzter Reisetag / 441 Tageskilometer mit Kawa / vom Stellplatz Weingut Mangold über Bamberg nach
Soest
Halb neun Uhr und ein schöner Sonnenaufgang! Endlich mal! Aber dafür ist es auch mit nur 3° Celsius lausig kalt.
Es stehen immer noch circa zwölf, dreizehn Wohnmobile hier, die bestimmt ebenso wie wir den Sonnenschein nach tagelanger Abstinenz genießen. Das Tal unten ist noch in Frühnebel getaucht, aber hier oben ist es herrlich an diesem Morgen. Leider müssen wir heute abreisen, aber so können wir wenigstens die Markise trocken einrollen.
Nach dem Frühstück machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort, durch den wir bis heute immer nur mit dem Fahrrad durchgesaust sind. Jetzt, im Schritttempo, statten wir auch den beiden Kirchen, einer evangelischen und einer katholischen, jeweils einen Besuch ab. Das protestantische Gotteshaus ist offen und lädt zum Besuch ein, auch zwei Fotos des aktuellen Konfirmandenjahrgangs, eines mit Masken, eines ohne, aber dafür mit Abstand, sind ausgestellt. 14 junge Leute wurden hier konfirmiert! Für so einen kleinen Ort echt viel! Die katholische Kirche ist hingegen geschlossen und zeigt bis auf ein, zwei vergilbte Aushänge draußen auch nichts Interessantes.
Im 17. Jahrhundert galt Neuses am Berg als "Gnaden- und Zankpfarrei", es gab einen "konfessionellen Unfrieden", bis man schließlich gemeinsam den Bau der beiden Kirchen beschloss (sehr klug!): die protestantische St. Nicolai und die katholische Nikolauskirche.
Es gibt in diesem 400-Seelendorf sogar ein Rathaus am Dorfplatz, wenn auch ein winziges...
Aber dafür keine Gastronomie mehr (außer ein, zwei Heckenwirtschaften, den Winzerhöfen zugeordnet) und auch keinen Laden, Bäcker oder dergleichen. Aber das wussten wir ja auch vorher.
Gegen halb eins sind wir zurück am Stellplatz, schießen noch ein paar Erinnerungsfotos vom Weingut - schließlich das erste Mal in der Sonne - und wollen so langsam zusammenpacken. Wir haben vor, im Anschluss an die einstündige Fahrt nach Bamberg dort noch ein, zwei Runden mit dem Fahrrad zu drehen, bevor wir unsere Tochter abholen, die ja noch eine nachmittägliche Veranstaltung hat. Beim Zusammenpacken stellen wir allerdings fest, dass der Fahrradreifen von Herrn Fernschreiber vorne platt ist. Na toll! Auch Aufpumpen hilft nicht viel... gut, dass das erst heute geschehen ist! (Zu Hause beim Schlauchwechsel in der Werkstatt wird festgestellt werden, dass ein Dorn den Reifen außer Gefecht gesetzt hat... sind wir doch ein bisschen viel unbefestigten Feldweg gefahren...)
Also disponieren wir ein bisschen um und bleiben noch eine Weile hier, bei dem schönen Wetter - circa 10° Celsius jetzt etwa - ja auch keine schlechte Idee.
Wir brechen um halb zwei Uhr noch einmal zu einem Spaziergang über die Felder auf, dieses Mal noch ein wenig höher, bis wir schließlich ganz oben auf der Bergkuppel sind, wo ein einsames Windrad seine Rotoren in den Wind hält.
Hier kann man sogar sein E-Auto auftanken. Fragt sich nur, wer bis hier hoch und über die Feldwege fährt?! Ob das sehr viele sind? E-Bikes laden geht natürlich auch, aber kostenfrei ist das alles nicht, wie uns der QR-Code an der Säule mitteilt...
Eine Dreiviertelstunde später sind wir wieder am Kawa und um kurz vor halb drei Uhr verlassen wir das idyllische Weinörtchen mit dem Weingut Mangold am Ortsrand.
Sicher, es gibt optisch schönere Weingüter als das der Mangolds, auch die Weinflaschen samt Etiketten gehören sicher nicht zu den repräsentativsten, aber die Herzlichkeit und Offenheit des Winzerpaares sowie die Lage und Aussicht hier oben und nicht zuletzt das Preis-Leistungs-Verhältnis von Platz und Wein ist für Wohnmobilbesitzer schon klasse. Da werden wir sicher nicht das letzte Mal gewesen sein.
Ziemlich genau eine Stunde später, um halb vier Uhr, sind wir am Wohnort unserer Tochter in Bamberg. Die Pause bis zum Eintreffen unserer Tochter von ihrer Veranstaltung verbringen wir mit Lesen und Entspannung im Kawa.
Um Viertel vor fünf Uhr kommt sie angeradelt, nach einer herzlichen Begrüßung wird noch schnell der Rest zusammengepackt und eine halbe Stunde später geht's Richtung Tankstelle, um nochmal vollzutanken und endlich - um halb sechs Uhr - drehen wir das Lenkrad gen Soest. Kurz vor unserer Ankunft um Viertel vor neun Uhr - nach dreineinhalb Stunden problemloser Fahrt - bestellen wir von unterwegs noch Pizza, die die daheimgebliebene Tochter nur fünf Minuten vor unserem Eintreffen in Empfang nimmt. Wir sehen den Pizzalieferanten gerade noch um die Ecke biegen. Punktlandung!
So beginnen wir den dreitägigen "Heimaturlaub" unserer "Bamberger Tochter" - ihren ersten seit einem Vierteljahr - mit einem gemeinsamen Pizzaessen und viel Lachen, Erzählen und "Phase 10" spielend bis Mitternacht. Die Wiedersehensfreude hält lange wach an diesem Abend!