Mi., 24. Oktober 2018, 5. Reisetag / 240 Tageskilometer / vom Parkplatz am Beachy Head Inn über
Stonehenge zum Campingplatz "Stonehenge Touring Park" in Orcheston, Koordinaten: 51.2076848,-1.9154454
Heute Nacht war es in Beachy Head stellenweise recht stürmisch, aber geregnet hat es nicht. Gut, dass wir uns dennoch auf den unteren Parkplatz des Inns gestellt haben, vor eine Hecke, ansonsten
war die Nacht hier wirklich ausgesprochen ruhig.
Kurz vor neun Uhr stehen wir auf und erleben herrlichen Sonnenschein und ein tolles Panorama ins Inland und von den beginnenden Klippen der Seven Sisters, wovon Frau Fernschreiberin erstmal ein
paar Fotos schießen muss. Das konnten wir gestern Abend in der Dämmerung gar nicht mehr so genau sehen.
Das Chaplaincy-Team hatte anscheinend auch eine ruhige Nacht, zumindest sind die Scheiben des Jeeps mit seinen auffälligen Beklebungen ganz feucht vom Nachttau...
Nach einem wie immer gemütlichen Frühstück, doch dieses Mal gekrönt mit einem großartigen Blick durch das geöffnete Womo-Fenster über weite, sonnige Schafsweiden mit ebendiesen Bewohnern, starten wir um kurz vor elf Uhr Richtung Brighton, das wir ja gestern nicht mehr besuchen konnten. Dazu waren wir zu lange in Hastings. Danach soll's weitergehen bis Stonehenge.
Fahrt nach Brighton...
Leider versäumen wir es auf unserer Fahrt Richtung Westen, direkt an der Küstenstraße weiter entlangzufahren zur Ortschaft Birling Gap und dem dortigen Sitz des National Trust der Seven Sisters. Birling Gap markiert den östlichen Beginn der beeindruckenden weißen, ungefähr sechs Kilometer langen Felsenklippenreihe und wird in den nächsten Jahrzehnten wohl der fortschreitenden Erosion der Klippen, die sich immer weiter ins Land hineinfressen, zum Opfer fallen. Stattdessen fahren wir den Bogen landeinwärts, um circa zwanzig Minuten nach Fahrtbeginn den Seven Sisters Country Park als westliche Begrenzung der Seven Sisters zu passieren. Hier schlängelt sich der Fluss Cuckmere durch ein Überflutungsgebiet und mündet wenig später in den Ärmelkanal. Es ist ziemlich viel los dort, ein größerer Parkplatz "versteckt" sich in einem kleinen Waldgebiet. Von hier aus wäre es noch eine kleine Wanderung von ungefähr einem Kilometer bis zum Rand der Klippen und zur Flussmündung gewesen, doch schweren Herzens verzichten wir darauf. Das würden wir alles zeitlich nicht schaffen, wenn es heute noch bis nach Stonehenge gehen soll.
Kurz nach dem Seven Sisters Country Park erreichen wir die Küstenstadt Seaford, weiter geht's nach New Haven, alles immer ziemlich an der Südküste Englands entlang. Von New Haven an bis Brighton folgen wir wiederum der eher größeren Straße mehr im Landesinneren, die uns unser Navi "ausgespuckt" hat, was allerdings einen Umweg bedeutet. Tja, man sollte auch vielleicht manchmal vorher genauer auf Karten oder google maps schauen, wo es langgehen könnte...
... doch kein geeigneter Parkplatz weit und breit für unser Womo in der bekannten Küstenstadt
Wie dem auch sei, wir kommen um ziemlich genau zwölf Uhr mittags in Brighton an und finden hier - ähnlich wie gestern in Hastings - keinen Parkplatz, der für unser Womo geeignet oder zulässig ist. Hier bleibt uns bei sonnigen 16°-18° Celsius letztlich nichts anderes übrig, als weiterzufahren, ohne dass wir noch mehr Zeit verschwenden für eine noch aufwändigere Suche nach einer Parkmöglichkeit für unser Womo. Hier rächt es sich wieder, dass wir keine Fahrräder dabei haben, mit denen wir wenigstens etwas flexibler und schneller als zu Fuß hätten unterwegs sein können.
Weiterreise nach Stonehenge... fahren, fahren, fahren
So nehmen wir nur schnell aus dem fahrenden Womo ein paar oberflächliche Eindrücke der bekannten Küstenstadt auf und fahren schnurstracks weiter nach Westen Richtung Stonehenge. Wir haben nun noch knapp drei Stunden Fahrt vor uns, das Ziel ist für etwa halb drei Uhr anvisiert, wie uns unser Navi mitteilt. Leider ist es unterwegs in den Städten, die wir durchqueren, phasenweise ziemlich staulastig und es geht manchmal nur im Schritttempo weiter. Unterwegs sehen wir jedoch "als Ausgleich" einige schöne und eindrucksvolle Schlösser und Burgen, wie sie so typisch für England sind, zum Beispiel Arundel Castle, das wir gegen ein Uhr am Nachmittag aus der Ferne bewundern können.
Ansonsten verläuft die Fahrt ereignislos und gegen kurz nach halb drei Uhr befinden wir uns auf derselben Straße (nur in umgekehrter Richtung), die wir schon letztes Jahr im April kennengelernt haben, als wir uns gegen Ende des Urlaubs quasi im Eiltempo auf der Rückfahrt vom Dartmoor nach Folkestone befanden. Da sahen wir hier in der Nähe von Salisbury schon einmal aus der Ferne den berühmten mystischen Steinkreis und heute wollen wir nicht nur daran vorbeirauschen, sondern auch dort anhalten und verweilen.
Ankunft in Stonehenge
Doch das mit dem "Verweilen" wird ganz schön knapp, denn um viertel vor drei Uhr stehen wir endlich an der Parkplatzschranke und dort wird uns durch das Personal mitgeteilt, dass der letzte Ticketverkauf um diese Jahreszeit um drei Uhr ist und der Steinkreis bis spätestens fünf Uhr am Nachmittag wieder verlassen werden muss. Das zeigt uns auch die Hinweistafel vor Ort.
Puuuhhh, Glück gehabt!! Wir haben es nämlich schlichtweg versäumt, uns im Internet über die (jetzt schon winterlich begrenzten) Öffnungszeiten schlau zu machen (äähhmm...). Die saisonalen Öffnungszeiten gelten natürlich auch ungeachtet des wirklich noch tollen und warmen Wetters heute.
Da wir also nur noch eine Viertelstunde Zeit haben bis Verkaufsschluss, eilt Herr Fernschreiber schon mal zum Besucherzentrum vor, um Tickets zu kaufen, während der Rest der Familie sich noch orientiert und ein paar Sachen zusammenpackt.
Für 50,70 £ sind wir als Familie dann auch dabei, in die Mythen der prähistorischen Anlage einzutauchen. Mit dem Shuttlebus (Preis inklusive) geht es um viertel nach drei Uhr und ohne lange Warteschlange zum 2,5 km entfernten eigentlichen Steinkreis, alles ist genau durchgetaktet und geplant. Der Mythos "Stonehenge" leidet eigentlich etwas darunter, finden wir. Aber nun gut.
Ein großer Vorteil der späten Besuchszeit ist auf jeden Fall, dass nicht mehr soooo viele Leute da sind. Im Shuttlebus ist noch reichlich Platz und auch an der Anlage gelingen Fotomotive, ohne dass sich überall Menschenmassen mit auf's Bild drängeln.
Jetzt im hellen Sonnenschein bei angenehmen 16,17° Celsius liegt die neolithische Felsformation ganz friedlich und idyllisch da, eingebettet in eine weite Grasfläche mit einigen Erhebungen drumherum, Grab-Aufschüttungen. So imposant und so geheimnisvoll!
Eintauchen in die mythische Welt vor 5000 Jahren
Wir schlendern langsam einmal in gebührendem Abstand rund um die gewaltige Felsformation herum, nicht, weil wir Angst hätten, zu nah an die Steine zu kommen und in Diana Gabaldons "Outlander"-Saga-Manier von den Steinen "verschlungen" zu werden, sondern schlicht, weil man nicht näher an die Steine herankommt, ohne verbotenerweise Absperrungen zu überwinden. Das sind zwar nur kleine Seile, die dort im Abstand von circa 80 m rund um die Felsen gespannt sind, aber dennoch mitsamt zugehöriger "Betreten verboten"-Schilder unmissverständlich klarmachen, dass man Abstand wahren soll. Ein geschotterter Fußweg bzw. weite Graspfade weisen den Weg, an den man sich zu halten hat. Im nicht weit entfernten Avebury mit einem kleineren, weniger berühmten Steinkreis wäre man auch unmittelbar bis an die Felsen gekommen. Aber Stonehenge ist nun mal bekannter...
Die Grasflächen sind gepflegt, aber ansonsten ist unmittelbar am zentralen Begräbnisort nichts an Kommerz oder dergleichen vorhanden. Keine Merchandising-Buden hier, keine fliegenden Händler mit Fähnchen, T-Shirts oder sonstigem Überflüssigen. Wie wohltuend! Das Kommerzielle findet sich dann erst wieder am Besucherzentrum. Auch die Shuttlebusse halten in einer kleinen Senke etwas entfernt von den Felsen, so dass man wirklich nichts anderes als die Steine selbst vorfindet. Dass die A 303 so relativ nah am Steinkreis vorbeiführt, ist natürlich nicht ganz so schön, aber verschmerzbar.
Ungefähr eine Dreiviertelstunde bleiben wir vor Ort, bevor wir uns entscheiden, den Rückweg zum Besucherzentrum bei diesem schönen Wetter zu Fuß zurückzulegen. Auf unseren vier Buchstaben gesessen haben wir heute genug auf der Fahrt hierhin.
Dezent angebrachte Info-Tafeln vor Ort weisen in aller Kürze auf die Bedeutung von Stonehenge hin.
Wir lassen die Shuttlebusse links liegen, gehen über die weiten Grasflächen querfeldein langsam zurück und können auf diese Weise noch schöne Blicke zurück auf die Felsen werfen.
Unterwegs "begegnen" uns immer wieder weitere Infoschilder über Stonehenge, die irgendwo auf dem Weg zum Besucherzentrum in der Natur aufgestellt wurden.
Um kurz nach halb fünf Uhr sind wir wieder am Besucherzentrum und schauen uns zunächst außen noch ein wenig um. Dort versuchte man, ein kleines Dorf halbwegs authentisch zu Zeiten des "aktiven Gebrauchs" von Stonehenge aufzubauen. Auch ein Megalith auf rollenden Holzstämmen lädt dazu ein, seine Kräfte auszuprobieren.
Kurz gehen wir noch hinein ins Besucherzentrum und sehen hier einige interessante Ausstellungsstücke, Informationen und computeranimierte Panoramaperspektiven. Doch leider bleibt nicht mehr viel Zeit, denn in ein paar Minuten schließt auch das Besucherzentrum um fünf Uhr, so dass uns nur circa 20 min bleiben. Da haben wir uns auf unserem Spaziergang zurück ein bisschen viel Zeit gelassen. Aber das Wetter ist eben so schön...
Praktisch mit Gongschlag fünf Uhr verlassen wir das Besucherzentrum und kurz darauf sind wir wieder am Womo.
Jetzt heißt es nur noch, eine Unterkunft für die Nacht zu finden. Dazu hatten wir uns schon im Vorfeld einen kleinen, einfachen Campingplatz wenige Kilometer von Amesbury entfernt in Orcheston ausgesucht. Dieses Mal half uns die App "Campercontact" in dieser Hinsicht weiter.
Nur knapp zwanzig Minuten später, um kurz vor halb sechs Uhr am Abend, kommen wir am Campingplatz "Stonehenge Touring Park" an.
Jetzt heißt es noch einmal kurz Spannung aushalten, denn (natürlich) hatten wir nicht im Voraus gebucht und der kleine Platz mit seinen 20 Parzellen sieht schon ziemlich voll aus.
Doch wir haben mal wieder Glück. Der nette Platzbetreiber hat noch ein Plätzchen auf Gras für uns übrig und direkt hinter uns angefahren kommt noch ein Niederländer, der auch auf dieser Wiese unterkommt. So haben wir zwar keine geschotterte Parzelle, doch es ist ja ziemlich trocken, da kann man auch ruhig für eine Nacht auf Rasen stehen.
Für 27 £ für uns alle vier und alles inklusive kommen wir hier also bequem unter und nach Duschen, Abendessen und "Downton Abbey" auf DVD erwartet uns eine wieder hoffentlich ruhige Nacht, denn Samhain beginnt ja erst in genau einer Woche und von Stonehenge sind wir ja nun weg...