So., 21. Oktober 2018, 2. Reisetag / 64 Tageskilometer / vom Fährhafen DFDS-Terminal Dünkirchen nach Canterbury (P&R
Stellplatz), Koordinaten:
51.2610337,1.0991206
Nach einer ruhigen und kalten Nacht so ungeschützt direkt am Wasser stehen wir um acht Uhr bei strahlendem Sonnenschein auf und rollen knapp eine Stunde später ohne Frühstück die paar Meter zum Terminal und zur Passkontrolle weiter. Wir haben noch Brötchen von gestern und uns ein Frühstück eingepackt, das wir in Ruhe an Bord während der zweistündigen Überfahrt genießen wollen.
Ohne Probleme passieren wir auch dieses Mal die vielen Kontrollen; heute müssen die Fernschreiber-Töchter sich außerdem von ihrer Sitzbank erheben, damit die englischen Grenzbeamten auch in die
Sitztruhe schauen können... Bad und Heckgarage werden auch wieder inspiziert, wie schon gewohnt.
Um zwanzig nach neun Uhr stehen wir in Reihe 27 als zehntes oder elftes Fahrzeug, es ist voller als im Frühjahr, als wir um sechs Uhr morgens hier standen. Während des Wartens auf die
Einfahrt in den Bauch der Fähre klebt Herr Fernschreiber die "Eurolites"-Abblendfolien auf die Womo-Scheinwerfer.
Dies ist Vorschrift auf der Insel, damit wir im möglichen abendlichen Linksverkehr mit unseren leicht nach rechts gestelltem Abblendlicht (wie bei jedem "kontinentalen" Auto) kein entgegenkommendes Fahrzeug blenden. Die Folien hatten wir noch vom letzten Urlaub übrig, da nicht gebraucht.
Um viertel vor zehn Uhr sind wir schließlich an Bord, wo wir unser Frühstück mit Kaffee und Kakao aus einem der Restaurants "bereichern". Draußen herrscht herrlichster Sonnenschein und es sind circa 10° Celsius. Da muss Frau Fernschreiberin aber gleich mal an Deck, um ein paar Fotos zu schießen... Gewohnt pünktlich legt die Fähre ab und es erwartet uns wirklich eine sehr ruhige Überfahrt in Begleitung vieler Möwen...
Nach zweidrittel der Strecke kommen dann auch wieder die strahlend weißen Kreidefelsen von Dover allmählich in Sichtweite. Bei diesem Sonnenschein natürlich wieder ein beliebtes Fotomotiv.
Viele Kilometer "Umweg" auf der Suche nach einem Parkplatz am Dover Castle
Um fünf nach elf Uhr Ortszeit kommen wir in Dover an, die Uhren haben wir auf der Fähre um eine Stunde zurückgestellt.
Wenige Minuten später sind wir von der Fähre herunter und nun wollen wir bei diesem tollen Wetter die Gelegenheit nutzen, als Erstes das Dover Castle zu besuchen, das man ja schon vom Wasser aus hoch über den Felsen thronen sieht. Den Linksverkehr hat Herr Fernschreiber, der die erste Strecke fährt, schnell wieder "im Blut", doch bis wir allerdings in der Nähe des Schlosses einen geeigneten Parkplatz für unser Womo finden, fahren wir zweieinhalb mal auf der "Hochebene" über Dover dieselbe Straße durch die weite schöne, sonnige Landschaft mit -zig Kilometern "im Kreis". Die Parkplätze in der Nähe des Schlosses sind für Womos nicht zugelassen oder geeignet und die wenigen Busparkplätze verbieten per Hinweisschild das Parken von Campingfahrzeugen. So sieht man das "Gegurke" der Parkplatzsuche auch schön in der GPS-Verfolgung auf der obigen Landkarte von heute... äähmm... Bis Dover-Stadt fahren wir auf unserem Umweg, um dann wieder auf die Hochebene zu kommen mit dem (leider auch hier wieder eingerüsteten) Leuchtturm über den White Cliffs of Dover. Fast schon wollen wir den Besuch des Schlosses aufgeben, wenn das Parken mit größeren Fahrzeugen dort so kompliziert ist... Wir durchqueren die idyllische Ortschaft St. Margaret's at Cliffe und sehen aus der Ferne im Vorbeifahren schon mal das begehrte Ziel, das Schloss, bevor wir in einem weiten Bogen durch teilweise enge, heckengesäumte Sträßchen wieder in die Nähe des Dover Castle auftauchen, um oberhalb des Schlosses endlich um kurz vor halb eins in einer Parkbucht parken zu können. In dieser Parkbucht an der Straße steht schon ein englisches Wohnwagengespann; wenn die hier stehen, dann machen wir das eben auch. Herr Fernschreiber macht in der Nähe noch einen Cache aus und tapert schon mal dahin, während die Damenwelt der Familie noch überlegt, welches Outfit für das Castle wohl angebracht wäre...
Zwanzig Minuten später laufen wir vom Womo aus los und nach einem zehnminütigen Fußmarsch entlang der Landstraße erreichen wir schließlich das Schloss.
Der Eintritt für uns vier als Familie ist mit 55 £ ganz schön happig, aber wie wir bald sehen werden, lohnt sich der Besuch von Dover Castle allemal. Auf der weitläufigen Anlage schauen wir uns bei herrlichstem Wetter ausgiebig um, haben wunderbare Ausblicke über Dover, den Hafen und den Ärmelkanal, aber auch über's Landesinnere.
Liegt strategisch wirklich sehr günstig, das Castle, im südlichen "Einfallstor" Großbritanniens! Überall sind Kanonen und Bauten aus den verschiedensten Jahrhunderten zu sehen, immer wieder "in
Gebrauch", die wehrhafte Burganlage, vom Beginn ihres Baus um circa 1180 bis in den Zweiten Weltkrieg hinein.
Alles sehr interessant und sehenswert! Und das alles weiterhin bei strahlend blauem Himmel und 16° Celsius, gefühlt und in der Sonne viel wärmer!
Das Einzige, was uns nicht gefällt, ist, dass überall Autos auf und in der gesamten Schlossanlage parken dürfen. Von der Straße aus Richtung Dover kommend ist es für PKW leicht, bis auf das Gelände zu fahren und sich hier quasi mitten im Geschehen platzieren zu dürfen. Diese Blechlawinen stören den mittelalterlichen Gesamteindruck doch sehr und beim Fotografieren ist man immer versucht, der Optik wegen diese "Verunstaltungen" irgendwie "auszublenden"... Und es ist jetzt leider etwas diesig, die Sonne steht manchmal fürs Fotografieren etwas ungünstig, aber das ist ja schon klagen auf hohem Niveau... für Oktober könnten wir uns kein besseres Wetter wünschen.
Trotzdem bleiben wir hier gut zwei Stunden, laufen treppauf, treppab und um das Schloss herum.
Auch ins Innere der Burg kommen wir teilweise - über "Arthur's Hall" mit einer einführenden Ausstellung über den Great Tower - bis in den Great Tower als solchen von Henry I. mit original nachgestalteten Räumen: mittelalterliche Küche, Schlafräume, angrenzende Ankleide- und Schreibzimmer und die nebenliegende kleinen Kapelle zur geistlichen Erbauung und Reinigung der Sünden...
In der Küche, irgendwo im "Untergeschoss", praktisch ohne Tageslicht...
Im "Obergeschoss" sieht es schon prunkvoller aus, jedenfalls für damalige Verhältnisse.
Natürlich steigen wir dem Schloss auch "aufs Dach" und haben von hier aus nochmals einen phantastischen Blick ins Umland. Kein Wunder, dass an einem so exponierten Punkt der Landschaft, so nahe am Meer eine so wehrhafte Schlossanlage steht.
Nach der grandiosen Aussicht oben "wagen" wir uns nochmals in verwirrend viele Gänge irgendwo unterirdisch in der Burg, ohne Tageslicht. Hier gibt es ja so einige geheime Kriegstunnel, deren Wege und Richtungen wir nicht unbedingt alle erkunden wollen...
Nach Verlassen des Castles um kurz nach drei Uhr am Nachmittag und einen letzten Blick auf die trutzigen Mauern haben wir nun noch einen schönen letzten Blick auf das Schloss, kurz bevor wir wieder unser Womo erreichen.
Nach einer "Picknickpause aus dem Kühlschrank" fahren wir um viertel vor vier Uhr weiter Richtung Canterbury. Nur zwanzig Minuten später kommen wir auf dem P&R-Parkplatz etwa zwei Kilometer außerhalb von Canterbury an. Das kostet hier nur 3,50 £, inkl. (!) Wasser, Abwasser, Chemie-Toiletten-Entsorgung! In der App von Promobil steht zwar noch 3 £, muss wohl etwas teurer geworden sein, ist aber immer noch "spottbillig". Strom gibt es leider nicht.
Wir stellen uns auf den hinteren Teil des Parkplatzes, der ist etwas versteckter, aber auch für Wohnmobile zulässig. Hier stehen nur drei andere Womo auf dem riesigen Platz, weiter vorne, in der Nähe der Schränke, ist es voller und enger. Den hinteren Platz haben wir auch nur durch Zufall beim Erkunden des Geländes gefunden und setzten das Womo kurz nach der Ankunft nochmal um.
In Canterbury selbst gäbe es auch einen kleinen Stellplatz, den wir schon von zu Hause aus beim "Überflug" über die google-Maps-Karte entdeckt haben. Doch hier wird für 15 £ keinerlei Service angeboten, wie wir in der App "Campercontact" nachlesen können, es gibt noch nicht mal einen Mülleimer.
Da wollen wir nicht hin und der nächste CL über den Caravan Club ist ähnlich weit weg wie der P&R-Parkplatz, kostet aber 13 £.
Hier gibt es hingegen einen Pendelbus nach Canterbury, der direkt vom P&R-Platz aus startet, kostenlos mit dem Parkticket für das Womo! Das ist doch mal ein toller Service! Doch heute, am
Sonntag, fährt der letzte Bus leider schon um 18 Uhr zurück. Daher sehen wir heute Nachmittag davon ab, noch nach Canterbury zu fahren. Stattdessen setzen wir uns draußen in die Sonne, spielen
Badminton auf dem großen, freien Platz. Die Fernschreiber-Eltern suchen noch ein paar Caches in der Nähe, während die Fernschreiber-Töchter jeweils für Bio-Klausuren pauken, die nach den Ferien
anstehen...
Gegen sechs Uhr am Abend grillen wir auf unserem Lotus-Grill Würstchen, dazu gibt's Kartoffelsalat und Bratkartoffeln. Nach dem Spülen ist "Heinrich V." als DVD angesagt, was passt besser zum
England-Urlaub...