Do., 9. August 2018, 15. Reisetag / 594 Tageskilometer / vom Stellplatz "Parking" in Deiva Marina (ital. Riviera, Ligurien) nach Freiburg (Breisgau, Baden-Württemberg, Deutschland), "Stellplatz am Eschholzpark", Koordinaten: 47.999511,7.82467
Um neun Uhr am Morgen knallt die Sonne auf das Womo, kein bisschen Schatten ist in Sicht. Jetzt sind's schon 31° Celsius hier. Aber wir haben eine recht ruhige Nacht hinter uns, die nur einmal durch ein recht merkwürdiges, anfangs kaum zuzuordnendes Verhalten einer Autofahrerin und eines Beifahrers in einem Auto unterbrochen wurde:
Irgendwann am Abend, nachdem die Carabinieri abgezogen sind, fährt besagtes Auto auf dem Platz, hält an, aber mit laufendem Motor - eine ganze Zeit lang. Gespräche im Auto, Licht drinnen an, wieder aus. Das Auto fährt an - aber wie! Ruckelnd, zögernd, den Motor "abwürgend". Wieder startend - gleiches Spiel von vorne. Dann andere Variante: Rückwärts fahren, warum auch immer, vorwärts wäre auch genug Platz, und das alles im Dunkeln. Schotter spritzt auf, Reifen drehen fast durch, da Kupplung nicht losgelassen wird. Häää? Nach einer Viertelstunde etwa fährt das Auto mit der Fahrerin und ihrem Begleiter langsam wieder vom Platz. Irgendwie sah es ganz nach "privaten Fahrstunden" aus, die da gegeben wurden, aber so ganz sicher sind wir uns da auch nicht...
Nach dem Frühstück, das wir "natürlich" im Inneren des Womos einnehmen, wegen "No Camping" - nicht, dass wir die Carabinieri hier gleich wieder stehen haben - folgen noch ein paar Fotos des Stellplatzes. Wie man sieht, ist also echt nicht viel los da...
Kurz überlegen wir und schauen auf Google Maps nach, ob es sich lohnt, nach dem Frühstück die zwei Kilometer bis ins Zentrum von Deiva Marina ans Meer zu fahren, doch mit Parkplätzen für Womos sieht es dort eher schlecht aus. Zu Fuß? Das dauert uns jetzt zu lange, schließlich müssen wir langsam nach Hause. Der Remscheider bot uns gestern Abend netterweise und sehr vertrauensvoll sogar eines seiner Fahrräder an - da wir ja nur noch eins haben - um den Ort auf diese Weise zu erkunden, doch wir lehnten das großzügige Angebot dankend ab. Außerdem wollen wir jetzt das Womo hier nur ungern so fast alleine stehenlassen, wenn der Remscheider nachher auch weiterfährt... ein geklautes Fahrrad langt uns, jetzt nicht auch noch ein aufgebrochenes Wohnmobil...
Nun, sei's drum, wir fahren nach dem Frühstück um halb elf Uhr weiter und tanken nur 500 m weiter nochmal für 1,57 € voll.
Richtung Genua
Aus den Apuanischen Alpen heraus hinunter ans Meer ging es gestern Abend von der Autobahn ab wenige Kilometer steil hinunter; wir befinden uns am Stellplatz nur noch auf 32 m über dem Meeresspiegel. Das Ganze müssen wir jetzt wieder hinauf, um "oben" wieder auf die Autobahn Richtung Genua zu kommen. Also auf! Oben an der Autobahn angekommen sind's nur noch 28° Celsius und nun sind wir wieder 314 m hoch, wie uns unser Navi mitteilt.
Wir entscheiden uns für die Rückfahrt über Genua und Mailand, immer auf der Autostrada A 7 bis Mailand. Anschließend soll's durch den 17 km langen Gotthardtunnel gehen, vor dem hoffentlich kein allzu langer Stau herrscht. Wir könnten uns bei Bellinzona noch für die andere Route durch den San Bernardino-Tunnel entscheiden, der ist nicht so staugefährdet und etwas kürzer, die Strecke dahin aber für ein Womo auch anspruchsvoller. Diese Strecke sind wir auf dem Hinweg gefahren. Mal schauen... Also eigentlich haben wir uns mit dem Gotthard-Tunnel die Strecke vorgenommen, die morgen auch unsere Fernschreiber-Töchter auf ihrer Heimreise von Korsika antreten werden.
Nach knapp einer Stunde Fahrt stellen wir fest, dass man eigentlich nur durch Autobahntunnel bis nach Genua fährt, sehr nah am Meer entlang, aber ca. 150 m über dem Meeresspiegel, dennoch sieht
man so gut wie nichts, eben wegen der vielen Tunnel. Der Preis der schnelleren Fortbewegungsweise auf einer Autobahn. Auch von Genua selbst sehen wir so gut wie nichts, da die Autobahn A 12, die
wir benutzen, um die Großstadt herumführt.
Gegen halb zwölf Uhr passieren wir Genua ohne größere Probleme und "biegen ab" auf die interessante Autostrada A7 Genua-Mailand. Zu Beginn - noch im Großraum Genua - ist der Straßenverlauf sehr gebirgig, eng und kurvig und führt nur zweispurig durch's Apennin. Man glaubt stellenweise kaum, auf einer Autobahn zu sein, manchmal kann man nur 60 km/h fahren und die Gegenspur ist auch manchmal "weg". Durch die besonders gebirgige Topografie um Genua herum sind die beiden Trassen nicht parallel gebaut, die Trasse von Nord nach Süd ist auch 5 km länger als diejenige von Süd nach Nord, die wir befahren.
Nach circa einem Drittel der Strecke Richtung Mailand wird die Landschaft weiter und flacher, die Autobahn dann dreispurig und ist nun sehr bequem zu fahren: Wir durchqueren die Po-Ebene. Ein Landschaftswechsel par excellence: Von tiefen Schluchten und Täler mit Bergen rechts und links in die Weite der Ebene... und immer geradeaus Richtung Norden...
Mailand ist erreicht
Um viertel vor eins stehen wir kurz im Stau an der Mautstelle zur Ringautobahn um Mailand herum. Stolze 17,30 € Maut müssen wir berappen, aber dass die gesamte Autobahn mautpflichtig ist, wussten wir auch vorher.
Bei 32° Celsius fahren wir schließlich um kurz nach ein Uhr westlich an Mailand vorbei, nur um etwa zwanzig Minuten später im nächsten "Maut-Stau" für eine der Ringautobahnen um Mailand herum zu stehen und dort noch einmal 3,30 € loszuwerden. Bei den Massen an Fahrzeugen, die diese Autobahn täglich passieren, ist das eine hübsche Einnahmequelle für die Betreibergesellschaft der Autobahn, Autostrade per l'Italia...
Zum Comer See und in die Schweiz
Ab Mailand folgen wir der A 9 Richtung Como, Comer See, und zahlen nochmals gemäßigte 2,30 € Maut. Am Comer See gibt es einen kleinen Stau im Tunnel, nach Google Maps angeblich 7 min, was tatsächlich so ungefähr stimmt. Vor der Schweizer Grenze stehen die Räder erneut still, doch schließlich passieren wir um genau 13.54 Uhr die italienisch-schweizerische Grenze ohne Passkontrolle. Wir reihen uns in die Fahrspur für Fahrzeuge über 3,5 t ein, da wir ja keine Vignette haben, brauchen nur kurz den Schwerlastabgabenzettel vorzeigen, mehr nicht, und dürfen weiterfahren. Sehr problemlos.
Den Luganer See überqueren wir auch bald gegen zwei Uhr am Nachmittag. Schöne Aussichten bieten sich hier teilweise, sogar von der Autobahn aus.
Entscheidung: Gotthardtunnel? San Bernardino-Tunnel?
Schon seit geraumer Zeit weisen die Autobahnschilder darauf hin, dass man sich bald entweder weiterhin für die A 2, die durch den Gotthardtunnel führt, oder für die A 13 durch den San Bernardino-Tunnel entscheiden muss. Vor Bellinzona, dem "Ort der Entscheidung", wird auf einer Hinweistafel angezeigt: 70 min Stau vor dem Gotthardtunnel... hhhmmmm, über eine Stunde Wartezeit also... der San Bernardino-Tunnel als die weniger beliebte, aber auch "unbequemer" zu fahrende Strecke, die weiter östlich führt (was für unsere Fahrtrichtung eigentlich egal ist), ist staufrei, wie meistens.
Wir entscheiden uns trotz des Staus für den Gotthardtunnel. Wir sind diese Strecke noch nie gefahren, sie ist angenehmer zu bewältigen und den San Bernardino-Tunnel und diese Strecke kennen wir ja schon. Der Stau schreckt uns nicht so sehr ab, im Womo hat man es ja auch während einer solchen Situation recht bequem... Außerdem beschließen wir, vor dem Tunnel einen Fahrerwechsel vorzunehmen, um mit den "frischen Kräften" von Frau Fernschreiberin vorwärts zu kommen.
Um genau 15.05 Uhr erreichen wir das Stauende vor dem Tunnel. Im Stop&Go geht es langsam weiter, bis wir um halb vier Uhr geraume Zeit völlig still stehen. Es herrschen 23° Celsius auf ca. 850 m Höhe, es ist diesig bewölkt, sehr regnerisch. Der Motor ist aus, viele Menschen steigen aus ihren Fahrzeugen, obwohl das ja nicht erlaubt ist, zumindest nicht in Deutschland... Jetzt übernimmt Frau Fernschreiberin das Steuer. Um vier Uhr fängt es an zu regnen, es kühlt sich auf 20° Celsius ab, wir essen und trinken eine Kleinigkeit im Womo. Schön, so ein kompletter Hausstand auf vier Rädern!
Um 16.07 Uhr fahren wir schließlich in den Tunnel ein, nach ziemlich genau 60 min Wartezeit, also sogar zehn Minuten weniger als prognostiziert. Die Durchquerung ist kostenfrei, aber man muss sich in der einspurigen, 17 km langen Tunnelröhre auch ganz schön konzentrieren beim Fahren, wenn einem die "dicken Brummis" in der engen Röhre entgegenkommen.
Im Tunnel - der auf ca. 1160 m über dem Meeresspiegel liegt - herrschen in der Mitte 36° Celsius, trotz Lüftungen. Der Tunnel hat einen eigenen Radiosender, auf dessen Frequenz man bleiben soll,
damit man alle wichtigen Meldungen der Polizei mitbekommt, den Tunnel betreffend. Ist schon ein mulmiges Gefühl, so lange (und eng) "unter Tage" zu fahren... an Unfälle oder liegengebliebene
Fahrzeuge darf man da gar nicht denken...
Nach genau einer Viertelstunde Fahrt durch den Tunnel sind wir durch. Draußen regnet es immer noch. Ein wenig später erwartet uns wieder ein großes Gewässer, das wir um kurz vor fünf Uhr
passieren: der Vierwaldstättersee, den wir in sehr tiefhängenden Wolken antreffen. Wir erreichen Luzern, es herrscht sehr viel Verkehr, sehr viele kürzere Tunnel durchqueren wir und wenn wir
herauskommen, regnet es meist, zwischen Luzern und Basel ist es stellenweise so stark, dass die Scheibenwischer auf höchster Stufe laufen.
Um viertel vor sieben Uhr abends erreichen wir Basel, wiederum mit viel Verkehr und Stop&Go. Nur fünf Minuten später sind wir an der deutschen Grenze, hier regnet es nicht mehr.
Freiburg ist für heute Endstation
In Freiburg wollen wir nach einem langen Fahrtag für heute Schluss machen. Um viertel vor acht Uhr kommen wir am Stellplatz am Eschholzpark in Freiburg an, den Herr Fernschreiber während der Fahrt ausgeguckt hat.
Der Platz ist groß, sieht aber insgesamt ein wenig heruntergekommen aus und ist knackevoll. Aber wir haben Glück und bekommen noch ein Plätzchen, allerdings ohne Stromanschluss. Hier zahlen wir neun Euro für die Nacht.
Leider gibt es fußläufig kein Restaurant oder ähnliches in der Nähe, zumindest nicht so nah, dass wir noch Lust gehabt hätten, dorthin zu marschieren. Außerdem ist es sehr windig und regnerisch, dicke, dunkle Wolken sind am Himmel, 24° Celsius. Das sind wir gar nicht mehr gewohnt...
Dann gibt es eben nur ein schnelles Fertiggericht aus der Packung, ist auch gut.
Später werden wir erfahren, dass es in Süddeutschland und Hessen an diesem Abend teilweise ziemlich schwere Unwetter gegeben hat. Da sind wir hier an diesem Platz eigentlich noch ganz gut bei weggekommen...