So., 5. August 2018, 11. Reisetag / 76 Tageskilometer / von Florenz, "Camping Firenze" über Monteriggioni (Koordinaten: 43.3894567,11.221939) nach Siena (Toskana), "Camping Colleverde", Koordinaten: 43.3366921,11.3305075
Nach drei Tagen Florenz geht es nun aber endlich weiter Richtung Süden. Wir möchten nach Siena und kurz vor diesem nächsten Highlight toskanischer "Must Haves" auch das Bergdörfchen Monteriggioni besuchen, das quasi auf dem Weg liegt.
Heute stehen wir mal gegen halb neun Uhr auf, frühstücken und räumen zusammen. Das "Ausparken" vom Stellplatz wird sich nachher eventuell ein wenig schwierig gestalten, da wir erstens bei der
Ankunft im Schotter eingesunken sind und das vordere, rechte Rad durchgedreht ist und sich zweitens im Laufe der zweieinhalb Tage genau rechts und links auf unseren Nachbarplätzen ein Wohnmobil
und ein Zelt mit seinen jeweiligen Besitzern einquartiert haben, obwohl auf dem Campingplatz noch -zig weitere Parzellen frei sind...
Um halb elf Uhr rangieren wir ein wenig herum, es klappt doch recht gut, da Herr Fernschreiber mit seinem Klappspaten den Reifen freigeschaufelt und die Unterlage für die Auffahrkeile unter den Reifen geschoben hat.
An der Rezeption müssen wir noch den Ansturm der Anreisenden abwarten, bis wir unsere zu Beginn des Aufenthaltes hinterlegten Ausweise wiederbekommen. Ein paar Minuten später verlassen wir endgültig den Campingplatz und fahren - quasi aus Versehen - ein kleines Stück Autobahn, auf die unser "großes" Navi mit Berücksichtigung unserer Fahrzeugdaten uns geführt hat. Da wollen wir heute aber gar nicht hin, sondern die kleineren Straßen durch das Chianti- Gebiet benutzen, damit wir mehr von der Landschaft sehen. Wir verlassen also die Autobahn nach einem ganz kurzen Stück wieder und müssen dafür schon 0,50 € Maut zahlen. Jetzt werden wir auf die Superstrada RA 3 Firenze-Siena geführt, so eine Art Bundesstraße, doch eigentlich wollten wir die auch nicht entlangfahren, sondern der SR 222, der Strada Regionale Chiantigiana, der kleineren Straße, die mitten durch das Chianti-Gebiet verläuft, folgen. Leider verpassen wir die kleine Ausfahrt zu dieser Straße noch in Florenz. Na, dann eben doch weiter die Superstrada entlang, ist wenigstens mautfrei, aber eben landschaftlich nicht so reizvoll.
Monteriggioni - ein schönes, kleines Dorf in den Hügeln der Chianti-Weinberge
Um kurz nach halb zwölf Uhr - nach nur circa einer Stunde Fahrzeit - kommen wir in Monteriggioni, dem kleinen Bergdorf in der Chianti-Weingegend, an. Der Parkplatz am Fuße des Hügels, auf dem die kleine Ortschaft liegt, ist großzügig gestaltet und auch mit unserem Womo zu befahren kein Problem. Allerdings befindet sich der Schotterparkplatz in der prallen Sonne, bei jetzt schon circa 32° Celsius im Schatten. Da hat der Kühlschrank im Womo ja gleich wieder viel zu tun! Nach einer kleinen Pause stiefeln wir den circa 500 m langen Weg um kurz vor zwölf Uhr hoch ins Dorf. High Noon naht!
Durch ein Tor in der gewaltigen Stadtmauer betreten wir den Dorfplatz (Piazza Roma) mit einem kleinen Markt und schauen uns dort ein wenig um. Da wir aber entdecken, dass die (teilweise) Begehung der Castello-Mauer um halb zwei Uhr durch Siesta erstmal nicht möglich ist, ziehen wir diesen "Programmpunkt" vor und wollen zunächst die Mauer erklimmen, an deren "Innenseite" eine Stahl- Glas- und Holzkonstruktion als Brüstung entlanggebaut wurde.
Das kleine Bergdörfchen ist wirklich idyllisch, aber sogar zu dieser Zeit und in der Sommerhitze ganz schön voll, zumindest um den Piazza Roma herum. Dennoch lohnt sich der Besuch auf jeden Fall!
Während wir auf die Eintrittskarten (2 Erwachsene zusammen 5 €) zur Mauerbegehung warten, sehen wir die kleine Kirche des Ortes inmitten von Olivenbäumen. Wie schön muss das erst von oben aussehen! Um Punkt zwölf Uhr fängt auch pflichtbewusst weithin hörbar das Glockengeläut an. Die gesamte Glocke schwingt dabei kräftig seitlich aus der Kirchturmöffnung nach draußen, wie ein Foto unten zeigt. Lustig!
Tatsächlich hat man von der Stadtmauer aus einen schönen Blick einerseits auf das Dorf, andererseits einen super Ausblick auf die Umgebung und in Spielzeuggröße sehen wir auch unser Womo unten auf dem Parkplatz stehen.
Sogar Info-Tafeln und digitale Technik - "Augmented Reality" mit entsprechender Smartphone-App - sorgen beim geneigten Touristen für informative Unterhaltung durch Verschmelzung von Realität und digitaler Welt auf der Mauer, sofern er denn möchte. Welch ein Gegensatz von alt und modern in diesen Gemäuern! Wir wollen aber jetzt nicht auf unser Handy starren, sondern genießen die Atmosphäre und tolle Landschaft ganz "old fashion", "vintage", eben "analog"... Trotzdem eine schöne Idee...
Die Info-Tafeln an sich gehen ja noch in Ordnung und das dort Geschriebene lesen wir uns auch gerne durch, aber damit soll's auch genug sein.
Rundgang durch das Dorf
Nach der Besteigung der Stadtmauer schlendern wir durch das Dorf, das jetzt netterweise gar nicht mehr so überlaufen ist. Wahrscheinlich zu heiß... Die wenigen Bewohner (laut Internetseite ganze 45 in der Burganlage) halten jetzt (vernünftigerweise) eh Siesta und wer von den Einheimischen auf den Beinen ist, verkauft wahrscheinlich vor allem auf dem Dorfplatz oder in den wenigen kleinen Läden drumherum das ein oder andere Souvenir oder Mitbringsel.
In den kleinen Gassen etwas weiter entfernt von der Dorfmitte ist es dagegen schön ruhig. Idylle pur, aber auch unglaublich heiß zwischen den engen Wegen und alten Gemäuern auf dem Hügel. Aber zugunsten einer ungestörten Besichtigung ist uns das fast lieber als ein möglicher Besucherandrang gegen Abend.
Weinverkostung in einer urigen Fattoria
Während des kleinen Rundgangs durch das jetzt wunderbar verschlafene Monteriggioni bleiben wir schließlich vor einer Fattoria "hängen", ähnlich wie wir sie zuvor hier schon mehrfach gesehen haben. Weithin sichtbar blickt uns schon von außen der schwarze Hahn, Gallo Nero, das Markenzeichen der Chianti-Weine aus der Toskana, entgegen. Den "Kameraden" und seine Entstehung kennen wir ja schon: Hatten wir nicht gerade gestern Abend (mal wieder) eine Flasche Chianti Classico "geköpft" und uns mit einigem Hintergrundwissen dazu vertraut gemacht? Und als der nette Weinhändler uns drinnen zu einer Weinverkostung des Sieneser Chianti einlädt, können wir da noch Nein sagen?!
Nach der informativen Probe von vier Weinen und einer recht unscharfen Fotoaufnahme just dieser Flaschen (ähmmm...) kaufen wir drei Flaschen: zwei eines jungen, leichten Chianti von 2016 aus dem Weinanbaugebiet um Monteriggioni herum zum "Solo-Trinken" oder mit leichten Speisen zu je 8 € und einen drei Jahre alten Chianti Classico aus dem Barrique-Eichenfass, zu 90 % aus der Sangiovese-Traube und zu 10% aus Canaiolo, geeignet zu einem etwas schwereren Essen. Da ist der Anteil der Sangiovese-Traube recht hoch und wir zahlen dafür 12 €, insgesamt also 28 € für drei Flaschen Wein. Eigentlich ein stolzer Preis, doch wir werden noch sehr viel teurere Weine kennenlernen... Und durch Vendita Diretta, dem Direktverkauf der Weine durch örtliche Weinhändler, wie es der hiesige ist, spart man meist noch ein paar Euro... Sind eben Qualitätsweine.
Südlich von Siena wird ja oft der Brunello-Wein angeboten, vor allem der Brunello di Montalcino, der mindestens vier Jahre reifen muss, zwei davon in Eichenfässern. Oder der jüngere, spritzigere Rosso di Montalcino. Mal sehen, ob wir da auch noch ein, zwei Fläschchen auftreiben können...
Mit unserem Weinkarton in der Hand schauen wir uns auf dem Rückweg noch kurz das Innere der Dorfkirche an, die uns vorhin von der Mauer aus schon so viele idyllische Bilder bescherte und deren Glocken so schön geläutet haben. Mit einem letzten Blick über das Angebot des kleinen Marktes auf dem Dorfplatz machen wir uns nun an den "Abstieg" zum Womo, das wir um viertel nach eins erreichen. So lange hat unser Ausflug nach Monteriggioni also gar nicht gedauert, nur etwa eineinhalb Stunden, und doch haben wir hier viel "typisch Toskanisches" gesehen. Sehr schön!
Knapp zehn Minuten lassen wir Türen und Fenster des Womos weit geöffnet, damit die Hitze wenigstens ein bisschen entweichen kann, wir plündern unseren Kühlschrank auf der Suche nach kühlen Getränken, zahlen 3,50 € Parkgebühren und sind um halb zwei Uhr wieder unterwegs, um das kurze Stückchen Fahrt bis Siena fortzusetzen.
Ankunft in Siena, Camping Colleverde
Schon eine Viertelstunde später, um viertel vor zwei Uhr, kommen wir am Camping Colleverde im Nordosten von Siena an. Hier zeigt es sich einmal mehr sehr deutlich, dass unser Navi unter Berücksichtigung unserer Fahrzeuggröße für uns die bequemeren Straßen heraussucht. Das ist zwar nicht immer wünschenswert, wenn man auch mal ein bisschen "Abenteuer" oder schönere Landschaften erleben will, aber hier ist es auch mal wieder von Vorteil: Die gleichzeitig mitlaufende Navi-App "Here" auf unseren Smartphones will uns nämlich kurz vor Erreichen des Campingplatzes eine sehr steile, enge Straße hinaufschicken, das "große" Navi leitet uns jedoch daran vorbei. Wir fahren dann zwar einen kleinen Schlenker, kommen aber sehr komfortabel aus einer etwas anderen Richtung am Platz an. Am Abend werden wir eine Unterhaltung auf einem Nachbarplatz mitbekommen, bei der eine Touristin die steile, weil direkte Anfahrt zum Platz beklagte. Wir können uns da nicht beschweren...
Ganz schön "schräger Platz"!
Wir dürfen uns - wie in Florenz - die Parzelle selbst aussuchen, denn der Campingplatz ist auch hier zwar gut besucht, aber nicht voll belegt. Der gesamte Platz liegt an einem Berghang (in ganz Siena ist eigentlich so gut wie nichts waagerecht an Straßen, es geht immer hoch und runter...), die einzelnen Stellplätze sind zwar terrassiert, haben aber teilweise recht steile und enge Anfahrtswege auf dem Gelände. Nachdem wir den gesamten Platz zunächst zu Fuß abgelaufen sind, entscheiden wir uns für einen schattigen Stellplatz recht weit oben in der Nähe der Einfahrt, dann brauchen wir uns mit dem Womo weder jetzt hinunter, noch bei der Abreise wieder hoch zu quälen. Die V+E für Womos liegt (un-)sinnigerweise ganz am unteren Ende des Platzes, rangieren inklusive. Aber da wir in Florenz dahingehend noch alles "erledigt" hatten, wir hier Frischwasser direkt am Stellplatz haben und die Chemietoilette in einem extra dafür hergerichteten Teil des Waschhauses entsorgt wird, werden wir mit dem Womo sowieso nicht bis zur V+E-Anlage vordringen müssen.
Um kurz nach zwei Uhr ist die "Inspektion" des Platzes mitsamt Anmeldeformalitäten erledigt (für 2 Übernachtungen: Parzelle 30 €, 2 Erwachsene 44 €, Kurtaxe pro Erwachsener 1,50 €/Tag, macht also insgesamt genau 80 € für zwei Tage inklusive alles). Wir bekommen an der Rezeption zusätzlich noch einen Lageplan des Platzes, einen Stadtplan von Siena und Informationen über die Busverbindungen ausgehändigt (toller Service!).
Nun sitzen wir unter der hohen Kiefer unserer Parzelle im Schatten und hören den Zikaden in den Bäumen bei ihrem lautstarken Konzert zu. Es sind 34° Celsius hier, da wird wohl nachher mal ein Besuch im Pool fällig!
Es ist heiß! Ab ins kühle Nass!
Um kurz nach vier Uhr packen wir unsere Badesachen zusammen (Badekappen nicht vergessen!) und brechen zum Pool auf, der mit zum Campingplatz gehört. Wegen der Sommerhitze stehen wir dieses Jahr nicht so viel auf Stellplätzen, sondern suchen uns bei den Stadtbesichtigungen eben möglichst Campingplätze mit Pool aus, soviel Luxus muss sein... In Pisa hat das allerdings nicht geklappt, da mussten wir weiter schwitzen...
"Umweg" zur "Supermarkt- und Restaurantbesichtigung" des Campingplatzes
Bevor wir uns in die gechlorten Fluten stürzen, statten wir noch schnell dem kleinen platzeigenen Supermarkt einen kurzen Besuch ab. Eigentlich brauchen wir gar nichts außer Wasser (das trinkt
man dann aber gleich literweise...), doch umschauen kann man sich ja mal. So klein wie der Markt auch ist, das Weinangebot ist umfassend und nimmt den größten Teil des Ladens ein. Doch wir
bleiben hier "standhaft", haben ja gerade eben erst in Monteriggioni Wein gekauft. Draußen am Laden sind außerdem verschiedenste "Kräuter der italienischen Küche" nett drapiert - wahrscheinlich
für das Restaurant nebenan, hier springen Rosmarin, Thymian, Basilikum, Melisse und noch viele weitere Kräuter ins Auge, nicht immer nur der Wein...
Im platzeigenen Restaurant, bei dem wir der Vollständigkeit halber auch noch schnell vorbeischauen, gibt es laut draußen hängender Speise- und Getränkekarte sogar beide Brunello-Weine (schon
wieder das "Wein-Thema"...), die oben im Zusammenhang mit der Weinverkostung erwähnt wurden (Brunello di Montalcino und Rosso di Montalcino). Die Flasche Brunello kostet hier im
Restaurant 45 € (der Preis für ein Glas Wein stand irgendwie gar nicht dabei...), das klingt zwar teuer, ist aber (natürlich mit Restaurantaufschlag) recht preiswert für einen Brunello; das muss
einer der Jüngeren und daher Preisgünstigeren von 2013 oder 2012 sein. Die ersten vier Jahre nach der Lese darf der Brunello ja wegen der Reifung noch gar nicht verkauft werden und kommt erst
danach in den Handel.
Jetzt aber wirklich genug vom Wein geschrieben, uns zieht's nun zu einer anderen Flüssigkeit! Am Pool gibt es außer den weißen Liegen, die rund um den Beckenrand stehen, sogar eine sehr schöne, schattige Liegewiese gleich nebenan. Auch ein kleiner Imbiss findet sich am Wasser. Wer Lust auf Chicken Nuggets oder Eis hat, wird hier fündig. Doch wir breiten uns auf der Liegewiese aus und hüpfen anschließend in das erfrischende Nass. Herrlich!
Kurz vor halb sieben Uhr sind wir zurück vom Pool, anschließend ist wie immer Dusche und Abendessen angesagt. Heute kommt mal wieder unser rauchfreier Lotus-Grill zum Einsatz. Am Abend um halb zehn Uhr herrschen immer noch 29° Celsius draußen, im Womo sind's natürlich noch knapp über 30° Celsius. Uns steht mal wieder eine tropische Nacht bevor...