(Kar-) Freitag, 30. März 2018, 7. Reisetag / 0 Kilometer mit Womo / Campingplatz "Abbey Wood" London
Wie meistens im Urlaub beginnt der Tag für uns gegen neun Uhr. Noch vor dem Frühstück versucht sich Frau Fernschreiberin eine Dreiviertelstunde in Sachen Reißverschluss-Reparatur an der Jacke von
Fernschreiberin-Junior, nach dem spontanen kleidungstechnischen Fiasko bei Sainsbury's gestern Abend. Und ansonsten ist das beschauliche Abbey Wood nicht gerade der Nabel der Haute-Couture
(dessen Produkte die Fernschreiber-Tochter zugegebenermaßen nun auch nicht sonderlich interessieren...)
Die Existenz einer am Karfreitag geöffneten Änderungsschneiderei in der Nähe mit einem zufällig vorrätigen etwa 70 cm langen Reißverschluss, der auch noch ganz ungeplant innerhalb kurzer Zeit
eingenäht werden kann, erscheint uns so abwegig, dass wir diesen Gedanken, kaum dass er aufkam, auch schon wieder verwerfen.
Es sind nur um die 7° Celsius und es sieht mal wieder sehr nach Regen aus, sodass eine Fahrt nach London mit offener Jacke nicht unbedingt zum Wohlbehagen beiträgt. Hätten wir doch mal die zweite
Winterjacke mitgenommen, die allein und verlassen zu Hause im Schrank hängt! Aber wer rechnet denn mit einem kaputten Reißverschluss, gepaart mit häufig nass-kaltem Wetter, zumal wir ja auch
ständig den Platz und das Gewicht im Womo im Auge behalten müssen...
Die eigenhändige Näherei mit dem ausgerissenen kleinen metallenen Einfädler am unteren Ende des Reißverschlusses misslingt; das dumme Ding will einfach nicht halten, wenn der Zipper schließen
soll... Selbst der Einsatz zweier Zangen, um das namenlose, aber ungemein wichtige Detail eines Schließmechanismus' irgendwie um die Zähnchen des Reißverschlusses zu winden,
scheitert.
Also für den Rest des Urlaubs bei vorhergesagtem weiteren Regen entweder drei Hoodies übereinander anziehen und den Regenschirm immer "im Anschlag" halten oder doch irgendwo noch eine neue Jacke
kaufen, so lautet die Devise.
Heute ist Feiertag - wie schon mehrfach erwähnt - und eine kurze Recherche im Netz über die Öffnungszeiten diverser Bekleidungsgeschäfte lässt uns etwas im Unklaren darüber. Google informiert
uns: "Öffnungszeiten können an folgenden Feiertagen abweichen: Karfreitag". Wie schön, jetzt sind wir auch nicht schlauer. Aber da wir ja letztes Frühjahr in England zu den Feiertagen
auch viele offene Geschäfte erlebt haben, bleiben wir auch dieses Mal optimistisch, was das angeht, zumal wir mit London ja nicht irgendeine verschlafene Kleinstadt vor uns haben.
Doch die ganzen Vorüberlegungen und Planungen zu einer mehr oder weniger langen Einkaufstour in London kommen schon beim anschließenden Frühstück ins Wanken: es beginnt erst leicht, dann immer
mehr zu tröpfeln und als wir gegen halb zwölf Uhr nach der Erledigung der Körperpflege und "Hausarbeit" aufbrechen wollen, beginnt der Dauerregen, der bis abends um sechs Uhr nicht nachlassen
wird. Ein Blick auf den Regenradar diverser Wetter-Apps zeigt uns überdeutlich und übereinstimmend, dass sich halb Südengland heute unter großen, grauen Wolken verstecken wird und ergiebiges Nass
zu erwarten ist.
Also "Kommando zurück" : Wir beschließen, einen zweiten Tag während unseres einwöchigen Aufenthalts hier in Abbey Wood / London angesichts dieser Prognose auf dem Campingplatz zu bleiben. Schon
gestern sind wir in Notting Hill und in Kensington Gardens ja leider recht nass geworden. Da ist Sightseeing im Regen auch nicht sooo schön...
Natürlich könnte man auch in die zahlreichen und oft kostenfreien Museen gehen oder die ganze Zeit mit der Tube fahren, da wird man auch nicht nass, aber nach beidem steht uns heute nicht so der
Sinn. Und: Da wir uns ja (nach drei Tagen London im letzten Jahr) nun eine ganze Woche der englischen Hauptstadt widmen wollen, sind ein, zwei Ruhetage dazwischen auch nicht schlecht;
Besichtigungen und das ständige Unterwegs-sein können auch ganz schön anstrengend sein...
Spätestens jetzt wird auch klar, warum ein kaputter Reißverschluss mit seinen Folgen Gegenstand einer so ausführlichen Beschreibung in diesem Blog wird: Man kann die Zeit, während der der Regen
beständig auf das Wohnmobildach trommelt, gut mit Schreiben verbringen und nicht nur die aktuellen Stunden, sondern auch die vergangenen Tage in Ruhe Revue passieren lassen... so geschehen auch
vorgestern, am Mittwoch, als wir unseren ersten "Schlumpftag" nach der besichtigungsreichen Harry Potter-Tour einlegten, und nun eben noch einmal...
So ist das "Jacken-Problem" zwar nicht aufgehoben, aber aufgeschoben, der Dauerregen hat uns letztlich die Entscheidung über die heutige Tagesgestaltung abgenommen.
Während diese Zeilen hier entstehen, bilden sich auf den Stellplätzen und im Gras rings um uns herum allmählich große Pfützen; gut, dass wir auf einem Schotterplatz stehen. Ab und zu geht man ja doch vor die Womo-Tür und sei es nur, um ein bisschen frische Luft zu schnappen und ein paar "Regen-Fotos" zu schießen. Der Campingplatz wird tatsächlich voller, den ganzen Tag über kommen hie und da Wohnwagen und Wohnmobile an, aber ausgebucht ist der Platz nicht, wie im Internet angegeben, zumindest sehen wir noch einige freie Plätze. So war das auch schon letztes Jahr über Ostern. Keine Ahnung, was das für eine merkwürdige Geschäftspolitik des Clubs ist. Wollen sie keine Vollbelegung? Wir hätten hier wohl auch ohne die erneute Mitgliedschaft im Caravan-Club über Ostern ein spontanes, ungebuchtes Plätzchen bekommen.
unten: keine schöne Bilderreihe, aber "aussagekräftig"...
Selbst jetzt, wo der Platz etwas voller ist, herrscht fast immer eine klösterliche Ruhe in der parkähnlichen Anlage mit den alten Bäumen. So muss es wohl auch in der Abtei aus dem 12. Jahrhundert
in der Nähe, die Abbey Wood ihren Namen gab und deren Fundamente noch zu besichtigen sind, gewirkt haben.
Das typische "Campingplatz-Leben" haben wir während beider Aufenthalte hier nie erlebt: keine belebten Wege mit spielenden Kindern oder Besuchern auf dem Weg zum oder vom Waschhaus kommend,
niemand fährt Fahrrad hier oder unterhält sich mit seinem Nachbarn. Es scheint auch, als ob wir mit unserem siebentägigen Urlaub hier die durchschnittliche Aufenthaltsdauer ordentlich in die Höhe
treiben. Die meisten um uns herum bleiben nur etwa zwei bis drei Tage, schauen sich wahrscheinlich London an wie jeder hier - deswegen ist es auf dem Platz auch so ruhig, es sind tagsüber alle in
der Hauptstadt und nachts erschöpft vom Sightseeing - und dann wieder weg.
Gegen halb sechs Uhr lässt der Regen allmählich nach, die Neuankömmlinge um uns herum kommen langsam aus ihren Behausungen, um sich kurz umzuschauen und wir begeben uns an die Zubereitung des
Abendessens: Spaghetti Bolognese, altbekannt, vielgeliebt.
Nach dem Essen und Spülen fängt es stellenweise wieder leicht an zu tröpfeln und während sich nun die Dunkelheit über unser Womo ausbreitet, lassen wir den Tag so ruhig ausklingen wie er sich
heute schon die gesamte Zeit über zeigte...
Morgen beginnt unser letzter vollständiger Tag in England, da müssen wir einfach noch mal nach London fahren, Jacke hin, Wetter her. Der Camden Market steht noch an, Oxford Street mit Marble Arch
und Chinatown, so die ungefähre Planung. Mal sehen, was wir davon umsetzen können...
Gegen neun Uhr am Abend signalisiert unsere Gasanzeige: "Flasche leer!" Da wir nun zwei volle Tage bei kaltem Wetter im Womo geblieben sind, heizen wir auch mehr, da wir es ja schön warm haben wollen. Wenn wir unterwegs sind, läuft die Heizung natürlich niedriger.
Immerhin ging das Gas nicht zur Schlafenszeit zur Neige, trotzdem sind das die Momente, wo sich Herr Fernschreiber - zumal jetzt in Dunkelheit, Nässe und Kälte - eine Duomatic wünscht, eine automatische Umschaltung von einer auf die zweite Gasflasche. Wahrscheinlich wird die Anschaffung in nicht mehr allzu ferner Zukunft liegen...
Danach setzen wir uns alle zusammen und schauen in Reminiszenz an den vorgestrigen Tag den zweiten Teil von Harry Potter: "Harry Potter und die Kammer des Schreckens".