Di., 18. Oktober 2016, 4. Reisetag / ca. 65 Tageskilometer / von Hatten (Elsass) nach Strasbourg (Elsass), "Camping Indigo Strasbourg", Koordinaten: 48.5751536,7.7171565
Nach einer ruhigen Nacht in Hatten auf dem seeehr einsamen Stellplatz so ganz allein schaut Herr Fernschreiber erst mal im Hellen nach, was die Ursache des "Blackouts" am vergangenen Abend gewesen sein könnte und kontrolliert dazu auch alle Sicherungen unter der Sitzbank vorne. Die sind aber alle drin, daran kann es also nicht gelegen haben. Wir kramen die Betriebsanleitung hervor und stellen in dem Zuge fest, dass das Licht des Pumpensymbols am Display über der Tür ausgeschaltet ist. Wir schalten es also wieder ein, indem wir den Knopf drücken und siehe da: Alles geht wieder! Wie schön!! Die Aufbaubatterie ist aber nach wie vor sehr schwach, die braucht jetzt unbedingt eine kräftige Ladung Landstrom, um nicht wieder in Unterspannung zu gehen.
Da unser Ziel für heute Strasbourg lautet, suchen wir nun gezielt nach zwei Tagen hintereinander ohne Strom einen Campingplatz in der Nähe der "Europahauptstadt" und wollen dort eventuell zwei Nächte bleiben. Zum Einen könnte die Aufbaubatterie wieder in Ruhe laden und wir hätten zum Anderen Zeit genug, die Stadt zu erkunden. Wir finden im Internet einen Campingplatz der noch jungen Kette "Campings Indigo!", der sogar recht nah am Zentrum von Strasbourg liegt und steuern diesen nach einer schnellen Katzenwäsche mit wenig Wasser und noch weniger Pumpenstrom und ohne Frühstück an.
Gegen halb zwölf Uhr sind wir schon in Strasbourg auf besagtem Platz im Stadtviertel "Montagne Verte" und bekommen dort unter den insgesamt 147 vorhandenen Stellplätzen auch noch ein recht schönes Plätzchen mit Strom zugewiesen, für ungefähr 32 Euro. Endlich können wir uns richtig waschen und bereiten uns auch ein ausgiebiges Frühstück, eher Brunch, zu.
Da wir schon so früh in Strasbourg sind, wollen wir die Zeit natürlich nicht ungenutzt verstreichen lassen, möchten nur mal die Umgebung ein wenig zu Fuß auskundschaften und schauen, wo die nächste Bushaltestelle ist, von der aus wir mit dem Bus ins Zentrum fahren können. Dabei stellen wir mit Blick auf die Geocaching-Karte fest, dass wir einen Bus eigentlich gar nicht brauchen, da das Zentrum nur etwa zwei Kilometer entfernt ist. Auf dem Weg dahin gibt es in einem nahe gelegenen Park sogar einen Cache, also auf zu Fuß dahin!
Und als wir dieses Dösken um 14:40 Uhr "in der Tasche" haben und auch das Wetter schön mitspielt, laufen wir kurzerhand immer weiter Richtung Stadtmitte. Zunächst besichtigen wir das ehemalige Gerberviertel - Petite France - oder auf "elsässisch": Klein Frànkrich mit seinen vielen schönen Fachwerkhäusern am Ufer des Flusses Ill. Sehr malerisch hier! (Koordinaten: 48.577665,7.7393282)
Wir kommen weiter Richtung Zentrum - unser Ziel ist natürlich das Straßburger Münster (Koordinaten: 48.581696,7.7503125) - und sehen in der Altstadt bei schönem Sonnenschein auch viele kleine typisch elsässische Spezialitätenlädchen mit der oft lustigen Verquickung deutscher und französischer Worte, wie so oft hier. Auch Restaurants mit der elsässischen Spezialität Choucroute, das Sauerkrautgericht mit Kartoffeln und Kassler, Würstchen, wahlweise auch Eisbein oder anderer gesalzener Fleischsorten laden zum Verbleib ein. Aber noch "traut" sich die family nicht so richtig mit diesem Gericht... Und überhaupt: Wir wollen doch erst mal zur Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg, eben zum Straßburger Münster...
Endlich kommt die Hauptattraktion Straßburgs - das Liebfrauen-Münster (wirklich viele deutsch-französische Namen für eine einzige Kirche..., aber als Wahrzeichen des Elsass und eine der bedeutendsten gotischen Kirchen überhaupt, sei es ihr gegönnt...) - in Sicht. Eine Besichtigung dieses beeindruckenden Bauwerks von außen wie von innen ist natürlich selbstverständlich.
Vor -zig Jahren, als Kind, war Frau Fernschreiberin schon einmal in Straßburg, aber damals wurde man keiner Taschenkontrolle beim Eintritt in die Kirche unterzogen... es gilt seit der Anschlagserie in Paris im November letzten Jahres wohl immer noch der Ausnahmezustand in Frankreich und Uniformierte mit umgehängten Maschinenpistolen sind um das Münster herum keine Seltenheit. Als "Europahauptstadt" mag Straßburg da sicherlich auch im Fokus erhöhter Sicherheit stehen, aber daran denken wir nun nicht mehr, als wir uns der Kirche widmen.
Wieder draußen aus der Kirche, lassen wir den Kirchvorplatz ein wenig auf uns wirken und sehen uns das Kammerzellhaus gegenüber der Kirche an. Das ist der berühmteste Profanbau Straßburgs, gebaut im 15. Jahrhundert. Das Fachwerkhaus gilt als eines der schönsten der deutschen Spätgotik, heute sind dort ein Restaurant und Hotel untergebracht.
Wir allerdings wollen langsam wieder Richtung Womo. Es ist kurz vor fünf Uhr am Nachmittag und wir müssen ja noch die Strecke zurücklaufen.
Der Rückweg gestaltet sich wie der Hinweg: Wir gehen wieder durch das "Kleine Frankreich" zurück und dieses Mal erklimmen wir die geschlossene Brücke über die Ill. Von dort hat man einen noch besseren Blick auf die Türme der ehemaligen Stadtbefestigung mit dem Straßburger Münster im Hintergrund.
Um kurz vor halb sieben Uhr sind wir schließlich wieder auf dem Campingplatz am Womo, nach ziemlich viel Lauferei an diesem Tag, aber auch viel Sehenswertem.
Bei der Zubereitung des Abendessens fällt allerdings auch der Gedanke: "Noch immer kein Choucroute gegessen..."