Fr., 5. August 2016, 14. Reisetag / ca. 120 Tageskilometer / von Skärhamn (Provinz Västra Götaland), Campingplatz "Hav & Logi
Skärhamn" nach Smögen (Provinz Västra Götaland), Stellplatz in Smögen ("Sandöns Parkering"), Koordinaten:
58.3625266,11.2329003
Heute verlassen wir wie immer am späten Vormittag gegen elf Uhr den schnuckeligen Campingplatz und fahren nun alle zusammen in das nur zwei Kilometer entfernte Skärhamn, in dem Herr Fernschreiber radelnderweise gestern schon war. "Da müssen wir nochmal alle zusammen hin, ist echt schön da! Außerdem kann man da auch gut einkaufen." Also nichts wie hin. Und den Einkauf erledigen wir auch als Erstes unter dem Motto: "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen" oder "Zunächst Pflicht, dann Kür".
Dazu suchen wir uns wiederum einen riesigen ICA aus, jene schwedische Warenhauskette ähnlich Real in Deutschland, bei der wir mittlerweile schon so manche schwedische Krone gelassen haben. Herr Fernschreiber entdeckte diese Einkaufsmöglichkeit gestern und daher steuern wir jetzt erst mal dahin. Neben den Lebensmitteln des täglichen Bedarfs sehen schließlich Fernschreiberin-Juniors eine meterlange "Bonbon- und Süßigkeiten-Präsentierwand" und füllen sich da erst mal begeistert ihre eigene Kreation und Auswahl in die papiernen Spitztüten ab. So etwas sind wir "Kleinstädter" aus Deutschland mit unseren bescheidener dimensionierten alltäglichen Einkaufsmöglichkeiten nicht gewohnt, also muss da erst mal zugegriffen werden.
Nachdem der Kühlschrank und die Proviantkisten und Schubladen im Womo wieder aufgefüllt sind, und wir uns nun eigentlich den schönen Hafen ansehen wollen, fängt es wieder an zu regnen. Das Wetter ist uns leider seit Halmstad nicht mehr so richtig gewogen.
So überbrücken wir die "Regenzeit" im ICA, denn wir stellten eben beim Einkauf fest, dass auf der gesamten zweiten Etage die "Non-food-Artikel" zu finden sind: Bücher, Spiel- und Haushaltswaren, Deko- und Geschenkartikel bis hin zu Angelausrüstungen, Schlauchbooten und einer Möbelabteilung.
Also schlendern wir gemächlich da durch, probieren Hüte aus, inspizieren verschiedene Angelruten und nehmen Platz in verschiedenen Sitzgelegenheiten der Möbelabteilung.
Schließlich - um kurz nach ein Uhr - wollen wir aber trotzdem nach draußen, zum Hafen - Wetter hin oder her.
Wir suchen uns mit dem Womo einen geeigneten Parkplatz (Koordinaten: 57.9858194,11.5410177) und machen uns auf den Weg - im Regen.
Irgendwann am früheren Nachmittag hört es aber netterweise auf und wir können die Kunstwerke, die in einem Teil Skärhamns am und im Wasser ausgestellt sind, besser bestaunen. Auch das "Nordiska Akvarellmuseet", das direkt am Wasser gebaute Kunstmuseum, von dem aus man einen grandiosen Blicken auf den Fjord und die Schärenfelsen hat, schauen wir uns an - aber nur von außen. Das ist schon eindrucksvoll genug mit seiner großen Glasfront und dem Café, was dahinter zu sehen ist. Wären wir da mal hineingegangen während des Regens, der jetzt schon wieder einsetzt...
Mitten im Wasser steht ein Kunstgebilde aus Getränkekisten, das wir im Vorbeigehen bewundern und wir schlendern anschließend die Holzstege entlang, die um das Museum, durch die Felsen und über das Wasser führen, Richtung Hafen.
Dort angekommen, klart das Wetter aber endlich wieder auf und sogar die Sonne lässt sich mal ab und zu blicken.
Ein sehr sehenswerter Hafen bietet sich uns dar: hunderte von weißen Segelschiffen und Motorbooten, an einer Vielzahl verwinkelter Stege festgemacht, dümpeln im Wasser vor sich hin und das ewige Geklimper der Verklicker oben in den Masten begleiten uns akustisch während unseres Rundgangs. Ein eindrucksvoller Dreimaster ist auch vor Ort, offensichtlich für eine Hochzeit hergerichtet, und scheinbar wird wohl nicht nur an Bord, sondern auch am Anleger in einem entsprechend großen Zelt, was dort aufgebaut wurde, gefeiert. Wahrhaft tolle Kulisse für eine Hochzeit!
Gegenüber der Bucht schaut uns die Kirche von Skärhamn entgegen. Ja, richtig! Schaut uns entgegen! Denn dies ist die bisher erste und einzige Kirche, die wir je gesehen haben, mit einem fröhlich lachenden, weithin sichtbaren Gesicht auf dem Kirchturm. Da pflegen die Schweden ja einen recht lockeren Umgang mit ihren sakralen Bauten... Ob dies in Deutschland auch zu sehen sein könnte?
Das Wetter bietet uns nun mit seinen Wolkenspielen eine fotogene Kulisse mit wechselnden Farben und Stimmungen, und der Fotoapparat "läuft mal wieder heiß". Trotzdem
wollen wir dieses schöne Fleckchen Erde bald verlassen und weiter an der Schärenküste entlang nach Smögen fahren. So führt uns unser Weg erneut am Kunstmuseum und an den Kunstwerken vorbei zum
Womo, wir lassen bald darauf die Insel Tjörn hinter uns und beherzigen den Rat des Ehepaars, das wir auf dem Campingplatz in Båstad kennengelernt haben, Smögen zu besuchen.
Am Nachmittag um kurz vor fünf Uhr überqueren wir die Brücke Smögenbron, denn auch dieses Fischerstädtchen liegt auf einer Insel. Schon von der Brücke aus hat man einen schönen Blick auf Smögen, eines der besterhaltenen und betriebsamsten, heute aber auch sehr touristisch geprägten Fischerorte an der Westküste in Västra Götaland, in der historischen Provinz Bohuslän, in der wir uns schon seit Tagen befinden.
Unsere Promobil-App führt uns auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz zunächst an eine wirklich am letzten Ende einer Landzunge des Hafens gelegene... Baustelle. Das war wohl nichts! Da hieß es, unverrichteter Dinge wieder umzukehren und uns aus den kleinen, gewundenen Straßen des Hafens wieder herauszuschlängeln.
Nach einiger Suche landen wir schließlich um viertel nach fünf Uhr auf einem großen, geschotterten Stellplatz mit Parkplatz-Feeling ("Sandöns Parkering") für 190 Kronen die Nacht ohne Strom, aber immerhin fußläufig zum Zentrum und Hafen von Smögen.
Den Abend wollen wir natürlich an einem solchen Ort nicht im Womo verbringen, sondern wir nehmen uns vor, "nur mal so grob in Richtung Hafen zu laufen, schon mal ein bisschen auskundschaften für morgen...". So machen wir's also.
Wir ziehen zunächst an zwei Outlet-Center vorbei, die direkt "geschäftstüchtig" an der Strecke zum Ort liegen, allerdings heute Abend schon geschlossen haben. Vielleicht statten wir denen ja morgen einen Besuch ab, obwohl wir ja eigentlich nicht deswegen hier sind. Mal sehen.
Es wird wettermäßig noch so schön, dass wir immer weiter Richtung Ortszentrum gehen und schließlich doch nach circa zwei Kilometern am Hafen ankommen. Eisschleckend schauen wir uns um und genießen die relative Ruhe, da schon alle Läden, die in den kleinen, roten Fischer- und Lagerhäusern untergebracht sind, geschlossen sind und daher der kauflustige Teil der Touristen abgezogen ist.
Nirgends während unserer ganzen Schwedenreise haben wir bisher so viele "protzige" Yachten vor Anker liegen sehen wie hier, auf denen sich die "Reichen und Schönen" mit Sektkübel und Champagnerflaschen tummeln ganz nach dem Motto: "Sehen und gesehen werden". Insofern scheint Smögen das Nizza oder Cannes des Nordens zu sein, eben mondän, dies aber zwischen urtümlicher Natur und Fischerei eingebettet - eine irgendwie seltsame Mischung mit einem ganz eigenen Flair.
Wir gehen den berühmten, fast einen Kilometer langen Holzsteg entlang, die "Smögenbryggan", die zwischen den Fischerhäusern, sprich heutigen Läden, entlangführt und sich schließlich "hautnah" an den Granitfelsen auf der einen Seite, am und über dem Wasser auf der anderen Seite entlangwindet. Und natürlich ist direkt auf der Smögenbryggan auch ein Cache versteckt, der uns schon heute Abend hier hingeführt hat. Wie schön!
Ganz am Ende des Steges ist das Motiv zu sehen, das so gut wie sämtliche Postkarten aus Smögen ziert: die bunte Reihe der Lager- und Fischerhäuser, eng an eng zwischen Steg und Felsen geschmiegt, so eng, dass man zumeist auf die Rückseiten der Häuser verzichtete und stattdessen einfach die Felswände zu diesem Zwecke "umfunktionierte". So bilden Haus und Fels fast schon eine Einheit.
Erst gegen halb neun Uhr sind wir wieder am Womo, unser geplanter "kurzer" Abendspaziergang ist viel länger geworden als angedacht, aber wenn's halt schön war...